Wie du mit 5 einfachen Tricks ein Lernplateau überwindest

Erinnerst du dich an die Zeit, als du angefangen hast, eine Sprache zu lernen?

Sicherlich warst du hochmotiviert. Du hast ja schließlich aus einem bestimmten Grund angefangen, Italienisch, Spanisch, Französisch oder eine andere Sprache zu lernen.

Du hast jeden Tag gelernt, hast Fortschritte gemacht und bist durch deine Fortschritte immer motivierter an dein Lernen herangegangen.

War es so?

Dann aber, nach einigen Wochen oder Monaten, ging es auf einmal nicht mehr so schnell vorwärts, die Fortschritte stellten sich nicht mehr über Nacht ein – du hattest das Gefühl, festzustecken.

Du hast ein bisschen die Lust und die Motivation am Lernen verloren.

Ist das normal oder geht das nur dir so?

Das geht nicht nur dir so, das ist ganz normal – und es ist keineswegs nur beschränkt auf das Lernen.

Genau das Gleiche passiert beispielsweise in einer Ehe: Du hast deinen Partner irgendwann kennengelernt, ihr habt euch verliebt, irgendwann aber ist die Anfangseuphorie verflogen. Das heißt jetzt nicht, dass ihr euch nicht mehr liebt, die Beziehung hat sich einfach verändert.

Genauso ist es beim Lernen. So wie du manchmal vielleicht bei deinem Partner in manchen Punkten das Gefühl hast, gegen eine Wand zu rennen, hast du das Gefühl auch beim Lernen: Nichts geht vorwärts, nichts tut sich, du machst keinerlei Fortschritte und siehst keine Erfolge mehr. Das nennt man dann Lernplateau.

Aber stimmt das wirklich?

Wenn du kontinuierlich weitergelernt hast, stimmt das sicherlich nicht. Du machst immer Fortschritte, wenngleich du sie vielleicht nicht so deutlich siehst.

Stell dir vor, du lernst am Anfang jeden Tag 20 neue Wörter. Nach einem Monat sind das 600 Wörter, nach zwei Monaten sind es schon 1200 Wörter, von der Grammatik und dem umfangreichen Zusatzwissen, das du dir ja auch noch aneignest, ganz zu schweigen.

Nach zwei Monaten aber musst du Vokabeln wiederholen – der Mensch vergisst ja auch wieder -, auch sitzen manche Grammatikthemen vielleicht nicht mehr richtig. So lernst du vielleicht nicht mehr so viel Neues, weil du mit den alten Lerninhalten beschäftigt bist.

Aber auch wenn du weiterhin jeden Tag 20 neue Vokabeln lernst, ist das prozentual gesehen natürlich ein viel kleinerer Anteil (20 Vokabeln von 1200 Wörtern sind nur 1,6 %!, von 60 bekannten Vokabeln sind 20 Vokabeln aber 33 %!).

So wird klar, dass du glaubst, keine Fortschritte mehr zu machen, obwohl das gar nicht stimmt.

Was kannst du tun, damit du dieses Lernplateau überwindest?

Hier kommen einige Vorschläge, wie du auf kreative Art und Weise die Sprache anwenden kannst und das Gefühl hast, wieder etwas „Sinnvolles“ zu tun – und Spaß macht es außerdem:

 

1) Knipse Fotos

Nimm deinen Fotoapparat und knipse etwa 20 bis 30 Fotos. Achte darauf, dass du sehr unterschiedliche Situationen fotografierst, beispielsweise Landschaftsaufnahmen, Menschen, Gebäude, einzelne Objekte, Schaufensterauslagen, Schilder, Plakate, …

Stelle dir diese Fotos dann in zufälliger Reihenfolge als Diashow auf deinem Computer ein, mit einem Zeitraum von 60 Sekunden pro Bild. Jetzt setzt du dich vor den Computer und schaust dir die Bilder an.

Kommentiere (sprechend!), was du siehst – und zwar immer so lange, bis das Bild wieder verschwindet. Dann kommt das nächste Bild, und du kommentierst wieder.

So stellst du sicher, dass du wieder sprichst (auch wenn kein Muttersprachler zur Verfügung steht), dass du spontan reagierst und dass du nicht allzu sehr auf Perfektion achtest.

Wenn dir am Anfang 60 Sekunden zu lang sind, dann stelle erst einmal 20 oder 30 Sekunden ein und steigere dich dann nach und nach.

2) Bastle dir eine Losbox

Wenn du gerne spielst, dann bastle dir eine Losbox. Packe dort etwa 20 Lernaufgaben hinein, geschrieben auf kleine Zettel. Du kannst beispielsweise aufschreiben:

  • 3 Sätze in der Fremdsprache schreiben
  •  5 Minuten laut lesen
  •  3 Sätze übersetzen
  •  20 Vokabeln zum Thema XY aufschreiben
  •  eine Mind Map zum Thema XY zeichnen
  •  einen Zeitungsartikel der heutigen Zeitung zusammenfassen
  • einen Einkaufszettel schreiben
  •  ein Foto beschreiben
  •  in Wikivoyage oder Wikipedia einen Zufallsartikel in der Fremdsprache lesen
  •  ein Kreuzworträtsel oder Wortsuchrätsel in der Fremdsprache lösen
  •  ein Kapitel eines Krimis in der Fremdsprache lesen
  •  auf deinem Handy in einer Fremdsprachen-App ein Spiel machen oder eine Aufgabe lösen
  • und vieles mehr – nutze deine Fantasie, du findest sicherlich noch weitere Möglichkeiten!

Wenn du diese Lernaufgaben aufgeschrieben hast, die Zettel gefaltet und in die Losbox gesteckt hast, dann geht das Lernen los.

Ziehe jeden Tag mindestens einen Zettel aus der Box und löse die Aufgabe, egal welche es ist. Falte dann den Zettel wieder zusammen und stecke ihn wieder in die Box.

Mit einer Einschränkung allerdings: Wenn es um ein bestimmtes Thema ging „Thema XY“, dann ändere das Thema ab. So stellst du sicher, sehr abwechslungsreich zu üben.

3) Schreibe Tagebuch über deinen Lernprozess

Vielleicht hilft es dir, deine Lernaufgaben schriftlich festzuhalten. Du kannst ein Heft nehmen und jeden Tag eine kurze Notiz darüber schreiben, was du gelernt hast, was dir Spaß gemacht hat und was nicht.

Du kannst das aber auch in einer Computerdatei abspeichern oder sogar als Blog verfassen und andere an deinem Lernprozess und schließlich –erfolg teilhaben lassen.

Ich habe einen Freund in Brasilien, der das macht, hier ist der Link zu seinem Blog: Blog von Guilherme

4) Ändere deine Gewohnheiten

Vielleicht ist dein Lernen im Laufe der Zeit einfach ein bisschen langweilig geworden. Ändere doch einmal deine Rahmenbedingungen.

  • Übe zu einer anderen Tageszeit
  • Lerne an einem anderen Ort
  • Ändere deine Arbeitsweise
  • Suche dir Sprachpartner, um die Sprache in richtigen Situationen anzuwenden
  • Belohne dich

 

5) Teile dein großes Ziel in kleine Teilziele auf

Vielleicht hast du auch einfach nur den Überblick verloren und weißt nicht mehr genau, auf welchem Weg du weitergehen sollst. Also verzettelst du dich, hast keine Lust mehr, siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Dann teile dein großes Ziel doch in Teilziele auf. Definiere ganz genau, was du bis wann lernen möchtest – wenn nötig, auf den Tag genau. Und dann gehst du einfach vor wie nach Gebrauchsanweisung: Schritt für Schritt.

Zu den Themen Motivation, Rückschläge und Zielsetzung gibt es hier auf dem Blog noch weitere Artikel. Hier findest du sie: Mein Ziel beim Sprachenlernen – fließend sprechen, Ich weiß nicht, welche Vokabeln ich lernen soll, Lerntagebuch und Lernplan, Keine Lust zum Lernen? Wie du dich motivierst

Weitere Tipps findest du in meinem Buch – dieses gibt es auf Amazon, auf jedem anderen Online-Portal und in jeder Buchhandlung.

Helfen dir diese Tipps ein bisschen? Ich hoffe schon! Hast du eventuell sogar noch andere Vorschläge? Dann schreibe sie mir, per Kommentar oder per Mail – ich freue mich darauf!

Herzliche Grüße
Christine

10 Kommentare

  1. Stephan Pinkwart

    Das mit der Losbox gab es schon in meiner Schulzeit und das wurde uns als Hausaufgabe gegeben. Kann ich mich noch gut dran erinnern, weil ich meistens immer Glück hatte. Aber wie du es schon gesagt hattest, sollte man das Thema immer mal wechseln, sonst kennt man die Box schon auswendig.

    Und der 4.Tipp ist sehr wichtig, das man seine Gewohnheiten ändert und zu einer anderen Person wird, die an einen anderen Tag auch mal lernen muss. Da muss schon der Kopf mitmachen.

    Also tolle Tipps 😉

    • Christine

      Hallo Stephan,

      wenn es diese Losbox zu deiner Schulzeit gab, hattest du aber sehr progressive Lehrer. 🙂 Gewohnheiten ändern ist auch immer ein Thema, das vielen Menschen schwer fällt. Aber wenn man mit Kleinigkeiten anfängt, dann wird das schon, dann macht sogar der Kopf mit!
      Viele Grüße
      Christine

  2. Julia Erdbeerqueen

    Guter Artikel, das mit dem Box werde ich auch mal versuchen 🙂 Ich bewerbe mich bald auf einen Job bei dem sehr gute Kenntnisse verlangt sind, allerdings sind meine nicht annähernd sehr gut, aber ich will sie auf jedenfall verbessern 🙂

    • chkonstantinidis

      Hallo Julia,

      die Tricks sind eigentlich ganz simpel. Die Losbox nimmt den Druck aus dem Lernen und integriert eine spielerische Komponente. Das hilft vielen Menschen.

      Viele Grüße Christine

      • Julia Erdbeerqueen

        Hab mir grade schon die Zettelchen geschrieben 🙂

  3. Markus Kahl

    Hallo Christine,

    danke für die Antwort. Ich habe Dir ausführlich auf Deiner FB Seite per Direktnachricht geantwortet.

    Viele Grüße, Markus

  4. Markus Kahl

    Hallo,

    spannender Beitrag, gute Tipps. Aber so recht hilft mir das auch nicht weiter. Ich mühe mich schon die ganze Zeit mit einer neuen Sprache, aber ich komme einfach kein Stück weiter. Ich habe mittlerweile das Gefühl, ich bin zu blöd um das zu lernen.

    Ich kann mir nichts behalten und muss immer und immer wieder im Sprachlernbuch von vorne anfangen. Wenn ich dann das erste Kapitel lese oder durcharbeite habe ich das Gefühl, das noch nie gesehen zu haben. Gibt es denn nicht irgendeinen hilfreichen Tipp wie man trotz scheinbarer „Dämlichkeit“ doch dazu in der Lage ist eine neue Sprache zu lernen?

    Eine Bekannte von mir liest sich drei Kapitel durch und fängt schon an zu sprechen und zu schreiben, während ich mir nicht mal einen Satz behalten kann. Bin echt verzeifelt und für jeden Ratschlag dankbar.

    P.S. Schöner Blog, nette Idee. Wusste gar nicht, das es so was gibt.

    • chkonstantinidis

      Hallo Markus,

      danke für Deinen Kommentar und das positive Feedback. Welche Sprache lernst Du denn?

      Ich habe natürlich Tipps für dich.
      1) Keine Panik, keine Panik, keine Panik.
      2) Habe keine Angst vor Fehlern.
      3) Vergleiche Dich niemals mit anderen Lernern!!!
      4) Lerne regelmäßig und abwechslungsreich.
      5) Streiche das Wort „müssen“ aus Deinem Wortschatz.

      Darüber hinaus kommt mir der Gedanke: Kann es vielleicht sein, dass Du Deinen Lerntyp nicht kennst? Lehrbuch ist nicht für alle Lerner geeignet. Es gibt nämlich verschiedene Typen: Lerner, die über das Hören, das Sehen, die Worte oder das Tun aufnehmen. Für jeden dieser Typen gibt es passende Lerntipps und passendes Material.

      Daher wäre es gut, einige Informationen zu bekommen:

      1) Magst Du gerne gesprochenen Text, Audioguides, Radio, Hörbücher?
      2) Magst Du gerne bebilderte Anleitungen, Fernsehen, Grafiken, Landkarten?
      3) Magst Du gerne Infotafeln mit viel Text, dicke Bücher, schriftliche und genau erklärende Anleitungen und Zeitungen?
      4) Magst du gerne interaktive Internetseiten, Experimente und Kochrezepte oder Wegbeschreibungen „nach Gefühl“?

      All das lässt nämlich (grobe) Rückschlüsse auf den Lerntyp zu.
      Je nach Typ gibt es dann eben verschiedene Möglichkeiten.

      Zudem wäre es gut, einen Grund für das Sprachenlernen aufzuschreiben, das Ziel festzulegen, in Teilziele herunterzubrechen und einen Plan zu schreiben (zumindest für den Anfang).

      Und ganz wichtig: Glaube an Dich!

      Ich freue mich auf Deine Rückmeldung!

      Herzliche Grüße
      Christine

      P.S. Ich habe auch die Facebook-Seite – auch dort ist eine Kommunikation möglich. Du findest mich entweder unter meinem Namen „Christine Konstantinidis“ oder unter http://www.facebook.com/erfolgreichessprachenlernen
      Dort könnte ich Dir auch mal Materialien schicken, wenn Du magst.

  5. Shaoshi

    Das mit der Losbox ist eine tolle Idee. Die werde ich mal ausprobieren.

    • chkonstantinidis

      Hallo Shaoshi!

      Ja, das gibt dem ganzen spielerischen Charakter und nimmt die Ernsthaftigkeit des Lernens weg. Es ist übrigens auch gut für Kinder geeignet, die Englisch, Französisch oder Latein in der Schule lernen und zu Hause zusätzlich ein bisschen üben müssen. Eine Losbox macht das Ganze viel interessanter!

      Liebe Grüße
      Christine

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