Ich werde immer wieder gefragt: „Wie soll ich Vokabeln aus einem bestimmten Text lernen?“ oder „Muss ich alle Vokabeln lernen, die in einem Text vorkommen?“ oder „Vokabellisten in Lehrbüchern finde ich langweilig, was soll ich tun?“. Dazu gibt es eigentlich nur eine Antwort – zumindest wenn du deine Lernmethode selbst festlegen kannst: Am effektivsten ist das, was dir Spaß macht und dich weiterbringt.
Probiere also verschiedene Techniken aus und entscheide dann, bei welcher du bleiben willst. Oder nutze die Techniken abwechselnd, allerdings nur in Verbindung mit einem Vokabellernsystem!!! Es bringt nicht viel, 5 verschiedene Vokabellernprogramme zu haben, also Karteikarten, Vokabelheft, Online-Trainer, Offline-Computerprogramm (ohne Internetverbindung) … – ein für dich funktionierendes System genügt! Dabei kommt es darauf an, was du von einem Vokabeltrainer erwartest: Soll er selbstständig dein Lernpensum abspeichern? (dann muss er auf dem Computer/Handy/Tablet verfügbar sein) – Soll er überall verfügbar sein? (dann sind Karteikarten vielleicht die richtige Wahl) – Soll er auch Hörbeispiele beinhalten? (dann musst du auf bestehende Vokabeln aus dem Internet zurückgreifen). Grundsätzlich würde ich dir einen Computer-Vokabeltrainer dann empfehlen, wenn du sowieso gerne am Computer arbeitest. Wenn du natürlich lieber der klassische Lerner mit Stift und Papier bist, dann kannst du Karteikarten, Mind Maps, Vokabellisten, Tabellen usw. schreiben und zeichnen. Auch hier gilt: Probiere Verschiedenes aus, oft sind Programme im Internet die ersten Tage oder Wochen kostenfrei und können erst einmal getestet werden.
Ich nutze Babbel, aber nicht die Sprachkurse an sich, sondern den Vokabeltrainer, in den ich meine eigenen Vokabeln eingebe. Informationen findest du unter www.babbel.de . Das Programm ist allerdings kostenpflichtig. Dieses Programm bietet für mich den Vorteil, dass es auf allen meinen Geräten (Computer, Tablet, Handy) verfügbar ist und sich auch synchronisiert und dass mein Lernstand immer aktuell abgespeichert wird. Auch wenn ich nur einen Teilbereich abarbeite, wird dieser abgespeichert und taucht am nächsten Tag nicht wieder auf (es sei denn, ich habe nichts gewusst …). Diese „Kontrolle“ ist für mich persönlich sehr gut, weil die Organisation meines Lernpensums, zumindest das der zu lernenden Vokabeln, komplett für mich wegfällt – es wird ja alles automatisch erledigt.
Dies gilt übrigens auch für Schüler. Natürlich haben diese in der Schule ein vorgegebenes Lernpensum und meist auch vorgegebene Zeitpläne – also was bis wann wie zu erledigen ist -, aber auch hier spricht überhaupt nichts dagegen, zumindest begrenzt die Verantwortung für das Lernen zu übernehmen und die ausgetretenen Pfade zu verlassen, um neue Lernarten auszuprobieren. Lektionswortschatz ist meist recht unorganisiert, die Vokabeln erscheinen in der Reihenfolge, in der sie auch im Text vorkommen, aber du kannst jederzeit anfangen, mit diesen Vokabeln auf eine Art zu arbeiten, die dir liegt. Auch als Schüler kannst du dir das Lernen für dich „maßschneidern“.
Um bei den Vokabeln zu bleiben: Natürlich ist ein großer Wortschatz erstrebenswert. Allerdings solltest du immer eine Aufwand-Nutzen-Rechnung aufmachen, also: Lohnt sich die Vokabel für dich? Wie ist der Aufwand größer: wenn du die Vokabel lernsst oder wenn du sie mal im Wörterbuch nachschlagen musst? Du siehst also, dass das davon abhängt, wie häufig du das entsprechende Wort brauchen wirst. Dabei ist die Muttersprache ein guter Gradmesser: Wörter, die du in deiner Muttersprache nicht verwendest, wirst du vermutlich auch in einer Fremdsprache nicht brauchen. Im Umkehrschluss gilt aber auch: Der Aufwand des Lernens lohnt sich dann, wenn du ein Wort immer wieder nachschlagen musst, weil du es doch von Zeit zu Zeit brauchst. Schlage also nicht jede Kleinigkeit nach, vor allem beim Lesen von Büchern oder Zeitungen wird sonst der Lesefluss doch sehr gestört.
Du liest doch, weil dich das Buch oder die Zeitung interessiert, oder???
Welche Wörter solltest du also nachschlagen bzw. lernen?
Beim Lesen solltest du die Vokabeln nachschlagen, die wichtig für das Textverständnis sind – also Vokabeln, ohne die du den Text nicht verstehst. Wenn du einen englischen Text über das politische System liest und nicht weißt, was das House of Commons oder der Chancellor of the Exchequer ist, dann hast du ein Problem. Wenn die Vokabel nicht wichtig ist oder so ungefähr zu erraten ist, dann lass das Nachschlagen sein.
Ein wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach die Zielsetzung. Wofür brauchst du die Wörter? Welche Wörter brauchst du? Wenn du nur einmal im Leben in Italien oder Spanien mit einer allergischen Reaktion auf einen Wespenstich ins Krankenhaus musst, dann kannst du das Wort dafür auch nachschlagen. Wenn du allerdings jeden Sommer mindestens drei Mal allergische Reaktionen auf Wespenstiche hast, dann solltest du die entsprechenden Vokabeln auch in der Fremdsprache parat haben. Im Umkehrschluss: Warum sollst du „allergische Reaktionen auf Wespenstiche“ in drei verschiedenen Fremdsprachen wissen, wenn du es eh nie brauchst?
Auch hier gilt: Je mehr Vokabeln mit dir selbst zu tun haben, desto leichter „docken sie an“ und desto leichter merkst du sie dir.
Also: Wie kannst du mit unbekannten Wörtern umgehen? Wie funktioniert dieses System jetzt in der Praxis – welche Möglichkeiten gibt es?
Dazu mehr im nächsten Artikel!
Herzliche Grüße
Christine
Hallo Christine,
vorab möchte ich dir sagen, dass ich deinen Blog einfach super finde!
Ich nutze auch „Babbel“ zum Lernen besonders für Vokabeln. Bin echt begeistert. So werden immer nur die Vokabel abgefragt, die wirklich an der Reihe sind (bin früher immer durcheinander gekommen). Am Anfang habe ich das Programm für 14 Tage kostenlos testen können. Den Vokabeltrainer konnte ich weiterhin kostenlos nutzen sowie neue hinzufügen. Zwischenzeitlich habe ich von „Babbel“ ein gutes Angebot per E-Mail bekommen und mich wieder für die kostenpflichtigen Übungen freischalten lassen.
Viele Grüße
Claudia
Hallo Claudia,
danke für dein Kompliment! Du hast vollkommen recht – das ist der Punkt, der eindeutig für Babbel spricht: Man kommt nicht mehr durcheinander mit den Vokabeln und wiederholt nur die, die auch an der Reihe sind. Und die Organisation übernimmt eben das Programm – so spare ich Zeit. Von Zeit zu Zeit hat Babbel sehr gute Sonderaktionen mit wirklich guten Preisen, derzeit werden 12 Sprachen angeboten. Man kann jede Sprache einzeln buchen oder auch ein Komplettabonnement abschließen.
Herzliche Grüße
Christine