Der Lerner hat das Wort Hulusi Metin

Wir sind wieder in der Rubrik „Der Lerner hat das Wort“! Diesmal habe ich für mein Interview einen Deutschlerner aus Istanbul eingeladen: Hulusi Metin. Du wirst sehr beeindruckt sein, welche Lernroutinen er hat und wie sehr er Sprachen liebt!

Bei Hulusi kann man sich sicherlich einige Dinge abschauen …

Jetzt aber … Vorhang auf für Hulusi und seine Antworten auf meine Fragen:

Erzähle mir ein bisschen von dir – wer bist du, wo wohnst du, was arbeitest du? Welche Sprachen sprichst du?Foto Hulusi

Hallo, mein Name ist Hulusi. Ich bin Türke und wohne in Istanbul. Wer ich bin, ist wirklich eine schwierige Frage. Ich bin 63 Jahre alt und immer noch auf dem Weg, eine richtige Antwort zu finden.

Ich bin Sohn, Bruder, Ehemann, Vater und Anwalt. Ich bin jemand, der Deutsch lernen möchte.

Ich hatte Englisch in der Schule gelernt. Sprachen sind eine meiner Leidenschaften.

Wenn du eine neue Sprache lernst, welche Strategie verfolgst du? Wie lernst du?

Seit vier Jahren erst lerne ich Deutsch. Am Anfang war alles wie ein Chaos! Meiner Erfahrung nach ist Derivation ein wichtiges Thema, um eine neue Sprache zu lernen. Man sollte natürlich zuerst Worte auswendig lernen.

Beim Lernen ist das Lernziel auch sehr wichtig. Warum lernt man eine Fremdsprache? Das Ziel des Lerners zeigt uns die konkrete Methode. Muss man unbedingt eine Fremdsprache lernen, um eine Arbeitsstelle zu finden, oder ist es der starke Wunsch oder der Wille, diese Sprache zu fühlen und zu beherrschen? Das Rezept für Anfänger ist:  20% Grammatik und 80% Vokabeln!

Wie hat sich dein Lernen im Laufe der Jahre verändert?

Jetzt kann ich Deutsch allmählich etwas fühlen. Eine Fremdsprache zu verstehen, zu sprechen, zu schreiben und zu fühlen sind ganz unterschiedliche Dinge.  Man sagt: „Deutsch lernen ist nicht schwer, es richtig anzuwenden dagegen sehr…“.

Ich bin mit mir zufrieden, ich bin ein glücklicher Mensch, weil ich Zeit und Geduld habe. Ich bin lernsüchtig. Das Fragewort „Warum“ gefällt mir sehr.

Sprache hat einen verblüffenden Einfluss auf das Denken. Die große Veränderung bei meinem Lernen ist es, die Fähigkeit bekommen zu haben, Deutsch fühlen zu können.
Eine große Erfahrung für mich ist das Fühlen der deutschen Sprache.

Für manche Menschen ist es nicht leicht, die Grammatikregeln zu lernen, es ist für sie einfacher zu lernen, wie man sie im wirklichen Leben anwendet. Meiner Meinung nach ist beides, das Wissen und das Anwenden, wichtig. Ich glaube, davon hängt der Zweck des Lernens ab. Ich kenne zwar die Grammatikregeln, aber ich kann noch nicht fließend sprechen.

Hast du eine Lieblingssprache?

Deutsch ist meine Lieblingslernsprache. Alle Sprachen haben verschiedene Eigenschaften. Wenn es möglich wäre, würde ich alle Sprachen der Welt lernen. Wenn ich „eines Tages“ Deutsch beherrschen kann, dann ist Spanisch zu lernen mein nächstes Ziel.

Gibt es Blogs oder Podcasts, denen du regelmäßig folgst? Diese können aus dem Sprachenbereich sein, müssen aber nicht!

Aus dem Sprachenbereich folge ich regelmäßig der Webseite Deutsche Welle – „Top Thema mit Vokabeln“.

Im Internet surfe ich oft und jedes Mal versuche ich, informative und hilfreiche Texte und Blogs zu finden.

Welche Materialien nutzt du zum Sprachenlernen und zum Lernen allgemein?

Eine wunderbare Möglichkeit ist das Internet. Es bietet uns alles, was wir brauchen. Wenn man genau weiß, was man sucht, findet man dort alles. Ich schaue immer Filme in der Originalsprache an und höre SWR-Info.

Woher nimmst du deine Motivation zum Lernen (nicht nur von Sprachen)?

Die Quelle meiner Motivation ist Lebensfreude! Jedes Mal versuche ich, etwas Neues zu unternehmen, um mehr zu lernen und zu erfahren. Das Fragewort „Warum“ ist immer bei mir.

Was würdest du einem Lerner empfehlen, der mit einer neuen Sprache beginnen möchte? Wie soll er anfangen? Wie wichtig findest du Grammatik?

Der Lerner muss vor allem die Grammatik seiner Muttersprache kennen. Man muss die Stellung eines Satzes in seiner Lernsprache lernen.

Wortfindung nennt man eine Voraussetzung. Der Lerner sollte Vokabeln auswendig lernen. Der Lerner sollte versuchen, das ganz bestimmte Wort oder den Namen von etwas, das man sieht, hört, spürt, riecht, schmeckt oder an das man denkt, benennen zu können.

Vor allem ist es das Eintauchen in die Sprache. Der zweite wichtige Punkt ist Sprechen. „Reden lernt man durch reden“. Und richtige Motivation. Also Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben.

Wie wichtig ist deiner Meinung nach Talent?

Wortfindung ist sehr wichtig. Sie bedeutet die Fähigkeit, Dinge und Aussagen richtig zu benennen. Ein großer Wortschatz verbessert die Kommunikationsfähigkeit. Unser Wortschatz ist je nach Beruf, Alter und Interesse unterschiedlich.

Wie viel Zeit investierst du in das Sprachenlernen? Wie viel Zeit in das Lernen allgemein?

Durchschnittlich 3 Stunden pro Tag. Morgens stehe ich um 05.00 Uhr auf. Ich fange um 05.30 Uhr an zu üben, das Üben dauert bis 07.30 Uhr. Zuerst plane ich, was ich heute üben möchte: Wiederholung der Worte, Übersetzung eines Artikels usw.

Du weißt, dass du ein Sprachen-Nerd bist, wenn du …

Ja, es stimmt, dass ich ein „Sprachen-Nerd“ bin. Deswegen versuche ich z.B. immer die Kommasetzung richtig zu beherrschen. Die Deutschen verstehen alles, was ich ihnen sagen möchte. Im Alltagsleben spricht man ohne nachzudenken und jeder versteht, was man sagen will. Ich versuche auch ohne nachzudenken und fließend, aber auch richtig, zu sprechen.

Gibt es noch Dinge im Leben, die du unbedingt noch machen möchtest? Gibt es eine Art Bucket-List?

Atmen, träumen, tanzen, singen, lachen, genießen, lieben und lernen…  Was sonst bedeutet das Leben? Und natürlich ein Buch auf Deutsch zu schreiben: „Auf welche Art und Weise habe ich Deutsch gelernt!“

Vielen Dank für Deine Antworten!