Das letzte Mal war das Thema „Ich habe keine Zeit zum Lernen!“. Da stellt sich die Frage: Ist Lernen ohne zusätzlichen Zeitaufwand möglich?
Ich denke schon, und deshalb gibt es dazu heute einen Praxistipp, nämlich:
Nutze passive Zeiten aus!
Was sind passive Zeiten?
Passive Zeiten sind Zeiten, in denen du beispielsweise im Wartezimmer eines Arztes sitzt, im Auto oder im Zug fährst, im Fitnessstudio trainierst, Hausarbeit machst, mit dem Hund Gassi gehst usw.
Während dieser Zeiten befindest du dich vielleicht in einem „geistigen Leerlauf“, denn es sind alles Tätigkeiten, bei denen du dich geistig nicht besonders anstrengen musst.
Du vertreibst dir vielleicht dann die Zeit, indem du Musik hörst, Illustrierte durchblätterst oder auf den Fernseher vor dem Laufband starrst.
Besonders produktiv bist du in solchen Zeiten dann natürlich nicht!
Selbstverständlich musst du nicht bei jedem Spaziergang zusätzlich Vokabeln oder Texte abhören, natürlich kannst du beim Autofahren oder auf dem Laufband auch einmal deinen Gedanken nachhängen, aber wenn du ein Lerner bist, der über Zeitprobleme klagt, dann nutze doch diese Zeiten einfach als Lerneinheiten.
Was kannst du da tun, wirst du dich jetzt vielleicht fragen.
Ich nehme einige Situationen als Beispiele her und erzähle dir, was ich so machen würde.
1) Hausarbeit: Bei der Hausarbeit höre ich meistens englische, italienische, französische oder auch mal spanische Podcasts.
Entweder nehme ich meinen iPod oder ich lasse die Podcasts über den Computer abspielen.
Ein Portal zum Herunterladen ist zum Beispiel iTunes.
Auch über die Homepages von Radiosendern, z.B. www.funkhauseuropa.de , sind solche Hörstücke verfügbar.
In der Leiste oben auf der Seite lässt sich die entsprechende Sprache einstellen, die Hörstücke müssen auch nicht heruntergeladen werden, sondern können direkt von der Seite aus angehört werden.
Selbstverständlich kann man genauso gut CDs, Radiosendungen usw. anhören.
2) Fitnessstudio: Bei meinem Fitness-Zirkel höre ich ebenfalls meist Podcasts oder auch Hörbücher, die ich mir über Audible herunterlade.
Dort habe ich ein Abonnement und erhalte jeden Monat ein Hörbuch für 9,95 Euro, egal was es normalerweise kostet. Audible hat viele fremdsprachige Bücher im Angebot. Die Internetadresse ist www.audible.de
3) Auto: Im Auto höre ich ebenfalls Podcasts oder Hörbücher.
Gut ist, dass Podcasts selten länger als 30 Minuten sind, dass ich also ohne Probleme einen kompletten Podcast während der Fahrt anhören kann.
Im Auto kann man bestimmte Passagen auch mitsprechen oder nachsprechen, ohne dass man schief angeschaut wird.
Es gibt im Sprachenbereich spezielle Podcasts, die Nachsprechpausen beinhalten.
4) Wartezimmer: Im Wartezimmer, am Bahnhof … lese ich fremdsprachige Bücher oder Zeitschriften.
Entweder habe ich ein Buch in der Tasche (oder im Auto liegen) oder ich nehme mein Tablet oder meinen E-Book-Reader mit und habe so etliche Bücher griffbereit.
Da ein Tablet oder ein Reader praktisch unendlich bestückt werden kann (sogar die Kindle-App ist möglich, zumindest auf dem Tablet), habe ich unterwegs die Qual der Wahl und lese manchmal auch 2 oder 3 Bücher parallel, je nachdem mit welcher Sprache ich mich beschäftigen möchte.
Außerdem ist in der Kindle-App ein Wörterbuch integriert, so dass ich unbekannte Begriffe nachschlagen kann.
Viele Büchereien bieten auch die Möglichkeit, E-Books auszuleihen, so dass sich die Kosten in Grenzen halten.
5) Joggen:
Beim Joggen höre ich ebenfalls Podcasts (manchmal auch kitschige Romane als Hörbuch, aber das ist ein anderes Thema …).
Beim Radfahren übrigens auch, allerdings nur mit einem Kopfhörer (ein Ohr ist frei).
6) Fernsehen:
Wenn mein Mann Fußball schaut und ich nicht in ein anderes Zimmer gehen will, dann schalte ich meinen Computer an und schaue fremdsprachige Fernsehsendungen, z.B. in Englisch: Masterchef USA oder in Französisch: Les Carnets de Julie oder praktisch das komplette Programm von Arte (umschaltbar auf Deutsch/Französisch).
So sitzt mein Mann nicht alleine vor dem Fernseher und ich kann Sendungen anschauen, die mich mehr interessieren als Fußball…
Mit Kopfhörern ist das kein Problem. Und wenn er mit mir reden will: Kopfhörer raus (Aber beim Fußballschauen redet er selten).
Das Gute an all diesen Tipps ist, dass die passiven Zeiten ausgenutzt werden.
Du brauchst also keine zusätzliche Zeit zu investieren, sondern nutzt einfach die Zeit, in der du Aktivitäten ausführst, die geistig nicht anspruchsvoll sind.
Im Prinzip sind das die Aktivitäten, bei denen du auch Musik hören könntest.
Vielleicht waren heute wieder ein paar Tipps für dich dabei.
Viel Spaß beim Ausprobieren – und wie immer: Über Rückmeldungen würde ich mich freuen, ebenso über weitere Vorschläge!
Herzliche Grüße
Christine
Hallo Birgit,
es freut mich sehr, dass Dich der Blog motiviert und er Dir gefällt.
Du kannst ja Englisch und Französisch abwechselnd lernen, also entweder einen Tag Englisch, den nächsten Tag Französisch, dann wieder Englisch … oder Du teilt Deine zur Verfügung stehende Lernzeit auf die beiden Sprachen auf – entweder halbe-halbe oder auch in anderer Gewichtung. Wenn Du Französisch hauptsächlich sprechen möchtest, dann solltest Du viel laut lesen, viel sprechen, nachsprechen, mitsprechen, vielleicht – je nach Niveau natürlich – Reisewortschatz und Reise“sätze“ hören.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir auch weiterhin viel Spaß beim Sprachenlernen und freue mich sehr, wenn Du auch in Zukunft meinen Blog liest – für Menschen wie Dich mache ich ihn!
Herzliche Grüße
Christine
Hallo Christine,
super Ideen – Danke dafür!
Dieser Möglichkeiten bin ich mir zwar bewusst (gewesen), aber wie immer… die Umsetzung! Habe mir gerade komfortable Ohrstöpsel für mein Handy und iPad besorgt und übe jetzt die Umsetzugn bei Wartezeiten und / oder oden Hausarbeiten wie Bügeln usw.
‚Eigentlich‘ konzentriere ich mich gerade auf eine Auffrischung meiner Englischkenntnisse, da wir am Wochenende allerdings mal wieder in Frankreich waren und dort kaum einer Englisch oder gar Deutsch gesprochen hat, werde ich mich wohl auch zumindest mal mit den basics im Französisch beschäftigen, denn über Weihnachten / Silvester steht der nächste Frankreich-Tripp an.
Bitte weiter so, dein Blog motiviert mich immer wieder!
Ciao
Birgit
Hallo Christine,
vielen Dank für diesen Artikel; gute Tipps wie man zusätzliche Zeit zum Lernen gewinnt.
3 Ergänzungen dazu:
Autofahren:
Ich habe die Zahlen intensiv beim Autofahren trainiert: Nummernschilder einfach auf Italienisch vorlesen. Geht bis 999, das ist der schwierigste Teil!
Filme:
DVDs und Blu-rays haben immer mehrere Sprachen. Ggf. Untertitel zuschalten, aber nur in der gleichen Sprache! Nie auf deutsch; dann hört man nicht mehr zu sondern liest nur noch!
Unterwegs:
Beim Joggen und Hundespaziergang habe ich mir Zettel eingesteckt z.B. mit unregelmäßigen Verben oder versucht einfache Geschichten zu erzählen oder Dialoge zu führen. Ohne Wörterbuch muss man dabei kräftig umschreiben, gutes Training 🙂
Viele Grüße, weiter so
Thomas
Hallo Thomas,
danke für die guten Ideen! Die Zahlen lassen sich übrigens nicht nur beim Autofahren üben, sondern auch, wenn man an geparkten Autos vorbeigeht. Ebenso kann man Uhrzeiten trainieren, wenn man sich die Öffnungszeiten von Geschäften in einer Stadt anschaut.
Der Tipp mit den Zetteln ist großartig! Wenn man jeden Tag auch nur ein Verb übt, ist man in einem Monat mit dem Schlimmsten durch …
Bei den Filmen kann man vielleicht am Anfang Filme wählen, die man in seiner Muttersprache schon gesehen hat (und die einem gefallen haben!). Dann kennt man die Handlung schon und kann sich mehr auf die Sprache konzentrieren. Und tolle Filme kann man sowieso öfters anschauen!
Danke nochmal für die Ergänzungen
Herzliche Grüße
Christine