Letzte Woche ging es um Eselsbrücken und um die Tatsache, dass bei den Menschen die Gedächtnisspanne unterschiedlich ausgeprägt ist.
Die meisten Menschen schaffen recht problemlos 5 Einheiten (5 Zahlen, 5 Silben, …), mehr als 9 Einheiten können sich dagegen nicht viele Menschen merken. Die „magische Zahl“ ist hier übrigens wie in vielen anderen Bereichen auch die 7.
Deine Gedächtnisspanne hast du sicherlich schon ausgereizt, als du eine lange Telefonnummer tippen oder eine IBAN-Nummer in ein Überweisungsformular schreiben musstest. Auf der sprachlichen Ebene hast du vielleicht schon festgestellt, dass du zwar kurze Sätze, die du hörst, problemlos nachsprechen kannst, dass aber längere Sätze nicht mehr so einfach sind.
Heute gibt es also noch weitere Tricks, um sich Lerninhalte leichter zu merken.
Du kannst folgende Tricks ausprobieren:
1) Verbindungen herstellen:
Wenn du dir einzelne Vokabeln merken willst, dann verbinde diese doch zu einer Geschichte.
Nehmen wir als Beispiel die Vokabeln „Tasse“, „Buch“, „Wolle“, „Katze“, „Mond“, „Fahrrad“, „Fernbedienung“, „Küchentisch“
Daraus lässt sich die – zugegebenermaßen etwas abstruse – Geschichte basteln: Du sitzt an deinem Küchentisch mit einer Tasse Tee und liest ein Buch. Deine Katze spielt mit einem Wollknäuel und wirft beim Spielen die Fernbedienung auf den Boden, die natürlich dabei kaputt geht. Da du aber später den „Tatort“ anschauen willst, brauchst du eine neue Fernbedienung und musst jetzt, obwohl schon spätabends ist und der Mond scheint, mit deinem Fahrrad zum nächsten Elektroladen fahren und eine neue Fernbedienung kaufen.
Durch den Einbau der Wörter in eine fortlaufende Geschichte hat dein Gehirn „Andockpunkte“ und merkt sich die Wörter leichter.
Diesen Tipp kannst du übrigens auch aktiv beim Wiederholen nutzen: Stecke dir ein paar kleine Zettel mit Wörtern in die Tasche, nimm immer wieder einige davon zur Hand und überlege dir – in der Fremdsprache natürlich – kleine Geschichten dazu. Dabei gelten prinzipiell drei Regeln:
a) Wenn dich die Geschichte persönlich betrifft, merkst du sie dir leichter.
b) Wenn du dir eine Geschichte ausdenkst, die dich nicht persönlich betrifft, dann mach sie so lebendig wie möglich, auch das unterstützt das Behalten.
c) Je ungewöhnlicher eine Geschichte ist, desto leichter behält man sie (blaue Ampeln gibt es halt nicht so oft …).
Wenn dir eine Geschichte mit vielen Wörtern noch zu schwer ist, dann verbinde immer zwei Wörter miteinander, zum Beispiel: Hund – Ball: Der Hund spielt mit dem Ball. Zeitung – Spaziergang: Bei meinem täglichen Spaziergang kaufe ich am Kiosk immer die Zeitung.
Wenn du dann ein bisschen sicherer in der Anwendung dieser Technik geworden bist, dann kannst du auch die Zahl der Wörter und die Länge deiner Sätze entsprechend anpassen und erweitern.
2) Kategorien bilden:
Wenn du eine Vokabelliste hast, dann sortiere sie so um, dass du dir die Vokabeln leichter merken kannst.
Entweder machst du verschiedene Kategorien wie „Tiere“, „Kleidung“, „Lebensmittel“ usw., du nimmst „Einzahlformen“ und „Mehrzahlformen“, „männliche Wörter“ und „weibliche Wörter“ oder du konzentrierst dich auf die Wortarten: „Substantiv/Nomen“, „Verb“, „Adjektiv“ usw. Dadurch prägst du dir die Wörter leichter ein – mit ein bisschen Übung wird das Finden der Kategorien auch immer leichter, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so offensichtlich ist. Beispiel: Wenn du Vokabeln zum Thema Cafébesuch lernst, kannst du Kategorien bilden wie: „warme Getränke“, „kalte Getränke“, „Speisen“, „Vokabeln zum Bestellen“, „ Personen und Sachen in der Bar“, …
Wenn du Kategorien bildest, kannst du auch gut mit verschiedenen Farben arbeiten, das kommt dem Lernen sehr entgegen, die visuell, also über die Augen, aufnehmen.
3) Ordnen des Materials:
Bilde aus dem angegebenen Material „Bündel“. Das funktioniert besonders gut bei Zahlen. Eine Telefonnummer 530285234478 ist ganz schlecht zu merken, mit dem System 53 02 85 23 44 78 oder 530 285 234 478 funktioniert es schon besser.
Im Sprachenbereich sind das dann eher die Bereiche „Kategorien“ oder auch Grammatikstrukturen wie Verbkonjugationen.
Als letzten Tipp für heute kann ich noch mitgeben: Versuche das, was du lernen musst/willst, auch zu verstehen, denn was man versteht, merkt man sich auch leichter!
Das erleichterst du dir, wenn du dich auf eine Sache konzentrierst und nicht zwei oder drei Dinge gleichzeitig machst. Also: Wenn du lernst, dann lernst du – dann bleibt zum Beispiel das Handy aus! Und verarbeite das Gelernte, also mach etwas damit! Mechanisches Lernen hilft nicht wirklich weiter, vor allem nicht bei Sprachen.
Und nutze immer wieder verschiedene Sinne, mal hören, mal sehen, mal sprechen, mal schreiben, … und ab und zu eine Weinprobe oder eine Stadtführung in der Fremdsprache…, das hilft auch weiter. Spaß und Freude sowieso.
Dann wünsche ich viel Spaß beim Lernen
Christine
Hallo Christine,
das sind wieder ganz tolle Tipps, die hast du uns noch gar nicht alle verraten.
Was ich oft mache, wie du uns auch schon manchmal Unterricht darauf aufmerksam machst, sind Verbindungen zu englischen Vokabeln.
Grüße
Ine
Hallo Inge,
danke für das Kompliment!
Das stimmt, im Unterricht sage ich das immer wieder: Holt Euch aus allen Sprachen her, was Ihr kriegen könnt – sämtliche Verbindungen/Gemeinsamkeiten/“Andockpunkte“/Merkhilfen/Eselsbrücken … Alles, was das Lernen und Behalten leichter und angenehmer macht, ist sinnvoll!
Gruß
Christiine
Hallo Christine,
hoffe jetzt geht mein Kommentar raus, eben war wohl ein technisches Problem… egal!
Danke erstmal für die guten Tipps rund ums Lernen. Die ‚Eselsbrücken‘ kenne ich aus dem Gedächtnistraining, ist m.E. auch nichts anderes wie Eselsbrücken bilden. Mein Kopf streikt da allerdings immer sofort mit dem Argument: Warum jetzt eine ganze Geschichte merken, wenn ich doch nur die einzelnen Wörter brauche. Wie kann ich ihn – also meinen faulen Kopf – überlisten?
Danke schon heute für deine Antwort & herbstlich sonnige Grüße
Birgit
Hallo Birgit,
das habe ich mich auch gefragt – der faule Kopf lässt sich aber vielleicht überlisten, wenn du dir klarmachst (und dem faulen Kopf auch!), dass du dir die Geschichte ja nur einmal ausdenken musst! Das „nicht gemerkte“ Wort musst du immer wieder herholen und neu lernen – also ist in der Summe der Aufwand viel viel größer.
Du könntest dir auch Klebezettel mit den schwierigen Wörtern an Stellen im Haus/Büro kleben, an die du oft schaust, dann prägen sich die Wörter oft schon nebenbei ein. Vielleicht hast du dann sogar die Verbindung über den jeweiligen Ort (deswegen sind früher die Philosophen ja immer bestimmte Spazierwege gegangen)…
Einige meiner Kursteilnehmer schreiben sich schwierige Wörter auch in ihren Tageskalender – und wenn sie dann tagsüber öfters hineinschauen, lernen sie die Wörter ebenfalls nebenbei mit. Außerdem können sie so jede Woche eine Generalwiederholung vornehmen, weil die Wörter der letzten Tage und Wochen ja auch noch im Kalender stehen.
Herzliche Grüße
Christine