Dieses Mal gibt es wieder ein Interview. Ich habe Samuel Arredondo interviewt – Samuel ist ein Blogger und Sprachlerner aus den USA, der den Blog GiveMeFluency.com betreibt. Du wirst staunen, was dir Samuel alles über das Sprachenlernen erzählen kann! Du wirst hochmotiviert an das Sprachenlernen herangehen, weil Samuel wirklich gute Tipps für dich parat hat. Samuel hat auch ein Buch mit dem Titel „Ripping Apart The Spanish Language: Ser & Estar“ geschrieben. In diesem Buch erklärt er in englischer Sprache sehr anschaulich und mit vielen spanischen Beispielen den Unterschied der beiden Verben „ser“ und „estar“ im Spanischen – das Ganze auf sage und schreibe 254 Seiten! Jetzt ist mir klar, warum ich persönlich dieses Thema im Spanischen so schwierig finde… Aber dank des Buches von Samuel werde auch ich irgendwann diese beiden Verben auseinanderhalten können…
Hier ist übrigens das Originalinterview in Spanisch erschienen – ich habe mich wegen der Länge dazu entschlossen, zwei Beiträge daraus zu machen. Übrigens hat Samuel schon einmal einen Gastartikel für mich geschrieben, in englischer Sprache. Dieser handelte von Samuels „Spanischer Lernreise“ – auch dieser Artikel ist sehr inspirierend!
Erzähle mir ein bisschen von dir. Wer bist du? Wo lebst du? Was machst du?
Also, ich bin in der Stadt El Paso, Texas, geboren, die in der Nähe der Grenze zu Mexiko liegt, aber ich bin in New Mexico aufgewachsen.
Ich habe Angewandte Rechtswissenschaften studiert, Viele Jahre später zog ich nach Arizona, wo ich im Moment mit meiner Familie lebe und als Aufsichtsperson in einem Gefängnis arbeite. Obwohl mir mein Beruf gefällt, habe ich eine wirkliche Leidenschaft für das Sprachenlernen.
Du schreibst einen Blog. Worum geht es da genau?
Meinen Blog gibt es etwas länger als ein Jahr. Er hat den Namen „GiveMeFluency.com“, weil ich glaube, dass das fließende Sprechen einer Sprache etwas ist, was viele Menschen in ihrem Leben erreichen wollen, genauso wie ich selbst auch. Ich habe diesen Blog begonnen, um meinen Lernfortschritt zu dokumentieren und über Lernmethoden zu schreiben.
Man muss dazusagen, dass mein Blog sich im Laufe des Jahres sehr verändert hat. Ich habe über die Methodik geschrieben, die ich beim Lernen von Italienisch, Koreanisch und Spanisch anwende. Ich habe über die Kultur geschrieben, über die Apps, die man zum Sprachenlernen verwenden kann, die Kurse und über einige Bücher, die ich vorhabe zu schreiben. Kürzlich kam es mir so vor als sei mein Blog nur noch eine Werbeplattform für meine Bücher, obwohl er das nie sein sollte.
Du hast ein Buch geschrieben. Warum hast du dieses Buch geschrieben? Wovon handelt es? Für wen hast du es geschrieben? Wem könnte es etwas nützen?
Soweit ich zurückdenken kann, wollte ich schon immer ein Buch schreiben, sogar schon, als ich ein Kind war. Während meiner Schulzeit am Gymnasium nahm ich Spanischunterricht. Über zwei Jahre hinweg war das mein Lieblingsfach. Englisch gefiel mir aber auch sehr. Ich schrieb mir viel während des Unterrichts auf und fast jeden Nachmittag lernte ich zu Hause in meinem Zimmer Spanisch. Ich dachte darüber nach, eines Tages ein Buch über die spanische Grammatik zu schreiben, die leicht zu lesen wäre und die alle Menschen auf der Welt verstehen würden.
In Wirklichkeit jedoch dachte ich niemals, dass ich dieses Buch jemals schreiben würde. Als ich jung war, war es sehr schwer, ein Buch zu veröffentlichen und es kostete auch viel. Ich hatte nicht das Geld, ein Buch zu veröffentlichen.
Im März 2016 entschloss ich mich dazu, mit dem Schreiben eines Buches über das Fremdsprachenlernen zu beginnen. Ich dachte, dass ich, da ich viel Erfahrung damit hatte, weil ich ja Spanisch, Italienisch, Koreanisch und andere Sprachen lerne, leicht ein Buch über das Sprachenlernen schreiben könnte. Ich schrieb also mehr als 10.000 Wörter des Buches, aber dann entschloss ich mich, stattdessen ein Buch über die spanische Grammatik zu schreiben, weil mir das interessanter erschien. Dennoch denke ich immer noch darüber nach, in der Zukunft ein Buch über das Sprachenlernen zu schreiben.
Ich habe mich also entschieden, ein Buch über die beiden Grundverben „ser“ und „estar“ zu schreiben, weil die Verwendung dieser beiden Verben etwas war, was mich während des Spanischlernens sehr verwirrt hat und auch andere Lerner diese beiden Verben leicht durcheinanderbringen. Schließlich, im Juni 2016, habe ich damit angefangen, mein Buch zu schreiben, was unter dem Link: Ripping Apart The Spanish Language: Ser & Estar zu finden ist.
Meine Projekte für die Zukunft sind unter anderem ein Buch über die spanischen Präpositionen und Bücher mit spanischen und englischen Kurzgeschichten.
Wenn du eine Sprache lernst, welche Strategie verfolgst du? Wie lernst du?
Um ein Ziel zu erreichen, muss ich persönlich eine Struktur einhalten. Zuerst einmal definiere ich ein großes Ziel. Dann definiere ich mir eine Menge Teilziele. Diese müssen erreichbar Ziele sein. Sobald ich diese Ziele definiert habe, setze ich für mich einen Zeitplan fest.
Ich verlasse jeden Tag um 7.00 Uhr das Haus, um zur Arbeit zu fahren. Also stehe ich um 4.30 Uhr auf und mache mich für die Arbeit fertig. Ich trinke eine Tasse Kaffee und setze mich hin, um zu lernen.
Ich fange gerne damit an, mit Büchern zu lernen, denn für mich sind das Lesen und das Schreiben in der Fremdsprache eine große Hilfe, die Wörter und Strukturen besser im Gedächtnis zu behalten. Ich weiß, dass viele Menschen gerne Begrüßungsformeln und Sätze, die sie häufig brauchen, lernen und anschließend dann ausgehen und mit Menschen, die sie nicht kennen, sprechen. Mir persönlich gefällt das aber nicht. Ich möchte lieber ein bisschen mehr wissen als einfache Begrüßungen oder Floskeln, bevor ich mit anderen Menschen spreche.
Im Allgemeinen lerne ich etwa eine Stunde mit einem Buch oder einem Internetkurs, manchmal auch länger. Während dieser Zeit decke ich die Grammatik, den Wortschatz, das Lesen und das Schreiben ab. Ich lade mir Podcasts in meiner Lernsprache herunter und höre sie im Auto an, während ich zur Arbeit fahre. Manchmal versuche ich auch, die gehörten Sätze so gut wie möglich nachzusprechen. Das deckt dann das Hören und Sprechen ab. Wenn ich dazu keine Lust mehr habe, dann höre ich Musik in meiner Lernsprache. So habe ich das Gefühl zu entspannen, während ich dagegen aber weiterlerne. Man muss im Gedächtnis behalten, dass es sehr wichtig ist, sich nicht zu langweilen, denn wenn man sich beim Lernen langweilt, wird man vermutlich bald das Aufhören in Betracht ziehen.
Mir gefallen didaktisch aufbereitete Materialien nicht. Ich verwende sie trotzdem ab und zu und sie scheinen auch sinnvoll zu sein. Wenn ich sie verwende, dann müssen sie für mich komplette Sätze enthalten und nicht nur Einzelwörter. Didaktisch aufbereitetes Material ist vermutlich noch besser, wenn Audiomaterialien enthalten sind.
Das ist aber noch nicht alles. Für mich ist das Sprachenlernen eine Tätigkeit, die ich den ganzen Tag hindurch ausführe. Man muss vollkommen in die Sprache eintauchen. Am Abend schaue ich so viele Videos wie möglich in meiner Lernsprache, ich höre die Nachrichten oder weitere Podcasts.
Zu guter Letzt möchte ich noch hinzufügen, dass ich, bevor ich schlafen gehe, gerne etwas in meiner Lernsprache lese, zum Beispiel die Nachrichten, Kurzgeschichten oder die Bibel. Ich liebe auch die Bücher in Spanisch von Paco Ardit.
Hast du eine Lieblingssprache?
Ich liebe Sprachen im Allgemeinen. Jedoch ist Spanisch meine Lieblingssprache, weil in meiner Familie viele Menschen Spanisch gesprochen haben, als ich ein Kind war, außerdem kannte ich viele spanischsprachige Menschen. Jetzt kenne ich diese allerdings nicht mehr. Ich wollte immer wissen, was sie sagten. Das war der Hauptgrund dafür, dass ich anfing, Spanisch zu lernen. Und als ich anfing zu lernen, erinnere ich daran, dass es erstaunlich war zu verstehen, was sie sagten.
Hörst du regelmäßig Podcasts an oder liest du Blogs? Welche?
Ich höre verschiedene Podcasts an. Ich höre gerne die Nachrichten von RFI, in der spanischen Version, und sie haben eine große Auswahl an Programmen. Außerdem höre ich englischsprachige Podcasts über das Sprachenlernen. Ich mag die Podcasts von Kris Broholm (The Actual Fluency Podcast) und von Olly Richards (I Will Teach You A Language).
Was empfiehlst du jemandem, der erst mit dem Sprachenlernen beginnt?
Ich empfehle ihm erst einmal, dass er eine Sprache wählen soll, die ihm gefällt, eine, die er liebt. Auch ist es sehr wichtig zu wissen, wofür man die Sprache lernen möchte. Zum Beispiel:
- Man braucht sie beruflich.
- Der Partner spricht die Sprache.
- Man möchte in die entsprechenden Länder reisen.
- Man möchte in das entsprechende Land umziehen
- Man möchte gerne mit Menschen sprechen, die diese Sprache beherrschen.
Zu Beginn würde ich Folgendes raten:
- Setze dir feste Ziele, die du erreichen willst.
- Teile diese Ziele in kleine Teilziele auf.
- Versprich dir selbst, dass du mindestens 5 Minuten pro Tag lernen wirst.
- Nur 5 Minuten pro Tag bringen schon etwas, und du wirst feststellen, dass diese 5 Minuten häufig zu einer längeren Lernzeit werden.
Wenn du dich nur dazu verpflichtest, 5 Minuten pro Tag zu lernen, dann ist es viel leichter, dieses tägliche Ziel durchzuhalten. Du wirst sehr stolz darauf sein, was du erreichst.
Glaubst du, dass Talent wichtig ist beim Erlernen einer Fremdsprache?
Ich glaube nicht, dass man Talent zum Erlernen einer Sprache haben muss. In einigen Ländern auf der Welt sprechen Menschen mehr als drei oder vier Sprachen (oft sogar noch mehr) in ihrem täglichen Leben und im Allgemeinen haben diese Menschen nicht mehr Talent als ein Mensch aus zum Beispiel den USA oder Deutschland. Der Lerner sollte vielmehr eine wirkliche Leidenschaft für das Sprachenlernen haben, dann ist das Talent nebensächlich.
Wie viel Zeit wendest du für das Sprachenlernen auf?
Gut, man kann sagen, dass das in meinem Fall mindestens etwa 3 Stunden täglich sind. Das ist aber nicht besonders schwierig, weil ich das Lernen in meine täglichen Aktivitäten integriere.
Danke für deine Antworten!
Keine Ursache! Es war mir ein Vergnügen.
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