Vielleicht hast du schon einmal von OCR-Programmen gehört. Das Portal Netzsieger hat mich gebeten, einen Artikel zu diesem Thema zu schreiben – und so habe ich das Thema aufgegriffen. Ich selbst kam damit das erste Mal in Berührung, als wir uns vor Jahren unseren ersten Scanner kauften und OCR-Software installiert werden musste, um die eingescannten Texte für den Computer lesbar zu machen. Damit ergibt sich auch gleich die Antwort auf die Frage:

Was sind OCR-Programme?

OCR ist die englische Abkürzung für „Optical Character Recognition“ und ist der Begriff, der im Deutschen etwa mit „Texterkennung“ oder „Optische Zeichenerkennung“ übersetzt werden kann. Also sind OCR-Programme also Programme, die in Fotos oder Grafiken Text herausfiltern und auch als Text darstellen können. Dieser Text ist danach veränderbar.

 

Wo liegen die Vorteile von OCR-Programmen?

Der große Vorteil in der Anwendung dieser Programme liegt in der Veränderbarkeit der Texte, aber auch darin, dass du Texte nicht mehr abtippen musst. Das spart dir natürlich viel Zeit. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass du immer zwei Varianten der Dateien vorliegen hast: das Original und die veränderte Datei. So kannst du jederzeit vergleichen.

 

In welchen Bereichen werden OCR-Programme benötigt?

Wie oben erwähnt, kenne ich diese Programme vom Bereich des Einscannens von Dokumenten. Im Idealfall wird also mit Hilfe eines OCR-Programms der Text auf dem Dokument zu 100% richtig erkannt und in editierbaren, also bearbeitbaren Text umgewandelt.

Weitere Anwendungsgebiete sind:

  • die Archivierung von Informationen: Durch die Umwandlung in Text können Informationen per Suchbegriff leicht wiedergefunden werden. Ich persönlich nutze diese Form der Anwendung bereits seit längerer Zeit mit dem Programm „Evernote“ – dieses Programm findet selbst auf Fotos den Text per Suchbegriff wieder. Wenn ich also die Adresse einer Sprachschule vom Schulschild abfotografiere und dann bei Evernote „Schule XY“ eingebe, findet das Programm sofort das entsprechende Foto.
  • die Sortierung von Dokumenten nach bestimmten Kriterien wie Kundennummern oder Rechnungsdaten
  • die Umwandlung von Dokumenten in Braille: Dann können diese Dokumente auch von Blinden genutzt werden. Hier gibt es sogar Vorlesefunktionen.
  • die Verarbeitung von An- und Verträgen und fallbezogener Dokumente, um Geschäftsprozesse bei Versicherungen, Banken, Anwaltskanzleien oder Rechtsabteilungen zu beschleunigen
  • die digitale Erfassung von Büchern und Universitätsarchiven, damit per Fernzugriff jederzeit und von überall her auf diese Dokumente zugegriffen werden kann.

Wie kann aber nun ein OCR-Programm zum Sprachenlernen eingesetzt werden?

 

Evernote

Wenn du schon Evernote nutzt, hast du schon ein mächtiges Tool zum Sprachenlernen. In Evernote kannst du nämlich jeden Artikel, jede Notiz, jede noch so kleine Information ablegen und speichern. Du musst dafür noch nicht einmal besonders gut organisiert sein, denn per Suchbegriff und Texterkennung (eben durch das OCR-Programm) findet Evernote jede abgelegte Information schnell wieder.

Wenn du eine Anleitung zu Evernote brauchst, empfehle ich dir das Evernote-Buch und/oder die Evernote-Kurse auf der SelbstmanagementRocks-Plattform von Thomas Mangold. Thomas‘ Buch und Kurs haben mir den Einstieg in Evernote sehr vereinfacht. Natürlich hätte ich mir das Wissen auch selbst aneignen können – durch Versuch und Irrtum und die Investition von Unmengen Zeit -, aber dank Thomas habe ich viel Zeit eingespart und konnte gleich richtig mit dem Programm arbeiten. Vor allem erklärt er die Arbeitsschritte so, dass ein technischer Laie wie ich sie auch versteht – das ist für mich immer ganz wichtig!

Die Evernote-Software kannst du hier herunterladen.

 

Kein Evernote? Es gibt auch andere OCR-Programme!

Auf dem Markt sind viele verschiedene OCR-Programme erhältlich, manche kostenpflichtig, manche kostenfrei. Eines haben aber alle Programme gemeinsam: Sie müssen auf dem Computer installiert werden. Welches Programm du nutzen möchtest, hängt davon ab, wie intensiv und professionell du das Programm verwendest. Mein Tipp: Fange erst einmal mit einer kostenfreien Probeversion an und kaufe dann die Version, mit der du gut zurechtkommst. Genauere Informationen bietet dir die Seite Netzsieger, dort werden dir in einem Artikel Tipps gegeben, worauf du bei den verschiedenen OCR-Softwarelösungen achten solltest.

 

Einige Beispiele:

Du lernst Spanisch und hast auf einem Plakat in Madrid eine interessante Redewendung entdeckt.

Mache nun einfach ein Foto von diesem Plakat (mit der Evernote-Kamera-Funktion) und speichere das Foto in Evernote ab. Wenn du möchtest, kannst du schon Schlagwörter vergeben wie „Spanisch“, „Vokabeln“, „Redewendung“ oder die Notiz gleich in einen passenden Ordner ablegen, zum Beispiel in „Spanisch Redewendungen“, „Spanisch“ oder „Spanisch Interessantes“. Wenn dafür keine Zeit ist oder du dazu keine Lust hast, speicherst du einfach unter „Inbox“. Auch so findest du alles wieder, denn du hast ja die Texterkennung des Programms! Eines aber solltest du auf jeden Fall machen: Der gespeicherten Information einen aussagekräftigen Namen geben, zum Beispiel „Redewendung Madrid Plakat“.

Ohne Evernote speicherst du so erzeugte Fotos und mit dem OCR-Programm bearbeitete Dokumente in den entsprechenden Ordnern ab. Hier ist es aber wichtig, der Datei einen aussagekräftigen Namen zu gehen und auch in einem Ordner zu speichern, den du leicht wiederfindest. Die Suchfunktion „normaler“ Computer hat mich schon öfters mal im Stich gelassen, weil ich schlampig abgespeichert habe und mich nicht mehr daran erinnern konnte, wie ich die Dateien genannt habe.

Du lernst Französisch und bekommst von der Mutter deines französischen Sprachfreundes das Rezept für ihre Schokoladentarte.

Mach einfach ein Foto davon und speichere es in Evernote mit dem Namen „Schokoladentarte Mama Christophe“ oder „Tarte au chocolat“ ab. Evernote erkennt nämlich sogar handschriftliche Texte!

Auch hier gilt: Wenn du kein Evernote nutzt, dann achte auf eine durchdachte Speicherung. Bei einer französischen Schokotarte, die du nur unter dem Namen „Christophe“ abspeicherst, ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß, diese wiederzufinden (und ich weiß, wovon ich spreche!).

 

Du möchtest gerne einen Text aus einer englischen Zeitschrift bearbeiten, hast aber keine Lust, diesen abzutippen?

Dann kommt das OCR-Programm ins Spiel. Fotografiere den Text einfach ab oder scanne ihn ein – und innerhalb von Sekunden hast du eine editierbare Datei vorliegen, mit der du weiterarbeiten kannst. Selbstverständlich solltest du keine Copyright-Rechte verletzen.

 

In deiner gedruckten Grammatik sind Übungen zum Ausfüllen enthalten.

Da du aber nicht direkt in das Buch schreiben möchtest, scannst du die entsprechende Seite ein und druckst sie aus. Wozu brauchst du aber die Texterkennung, wirst du dich jetzt vielleicht fragen. Häufig sind auf solchen Seiten Übungen verschiedener Schwierigkeitsgrade. Wenn du also die Texte bearbeiten kannst, kannst du zu schwierige Sätze vereinfachen oder auch ganze Passagen einfach löschen.

 

Auch für Lückentexte ist die Texterkennung perfekt.

Oft sind nämlich die Lücken so knapp bemessen, dass es unmöglich ist, dort etwas per Hand hineinzuschreiben. Scanne den Text also ein oder fotografiere die Seite ab, bearbeite ihn entsprechend, indem du die Lücken vergrößerst und drucke ihn dann aus. Alternativ kannst du auch die Einträge in deiner Version direkt am Computer vornehmen.

 

Menschen mit Sehproblemen profitieren ebenfalls von OCR-Programmen.

Texte in Sprachlehrbüchern oder Grammatiken sind oft mit einer sehr kleinen Schrift geschrieben. Wenn du dir diese Seiten einscannst oder abfotografierst, kannst du dir in der editierbaren Version die Schriftgröße und auch die Zeilenabstände so einstellen, wie es für dich am angenehmsten ist. Dann ist das Sprachenlernen nicht so anstrengend und du hast die Möglichkeit, zusammen mit Teilnehmern ohne dieses Handicap einen Sprachkurs zu besuchen.

 

Worauf solltest du beim Kauf oder Download von OCR-Programmen achten?

  • Sprachlerner sollten vor allem darauf achten, dass die OCR-Programme auch ausländische Sprachen in guter Qualität entziffern und erkennen können. Achte besonders darauf, dass deine Lernsprache mit zum Lieferumfang gehört.
  • Für Sprachlerner ist auch wichtig, dass die Texte nicht nur vergrößert, sondern auch verkleinert und verschoben werden können.
  • Achte auch darauf, dass das Programm leicht bedienbar ist. Kein Nutzer möchte erst 4 Wochen die Gebrauchsanweisung lesen, bevor er sein erstes Dokument verarbeiten kann.
  • Wichtig ist auch, dass unterschiedliche Dateiformate verarbeitet werden können.
  • Ein gutes Programm sollte übersichtlich gestaltet sein.
  • Nicht immer ist das kostenlose Produkt die beste Wahl. Erstens möchte jeder für seine Arbeit bezahlt werden, zweitens bieten Bezahllösungen meist erst die tollen Zusatzfunktionen, auf die es ankommt, und drittens besteht bei kostenfreien Lösungen immer die Gefahr, sich Malware, also unerwünschte Programme, auf den Computer zu laden. Entscheide dich also, wenn möglich, für ein Bezahlprodukt.
  • Achte auch auf die Lieferzeit. Ein Download geht natürlich am schnellsten, aber auch Computerläden sind in der Regel mit solchen Programmen gut ausgestattet und haben sie vorrätig. Auch ein Onlinekauf ist möglich.
  • Vor allem wenn du noch nie mit solchen Programmen gearbeitet hast, solltest du darauf achten, dass es einen gut erreichbaren Support gibt, nach Möglichkeit zumindest per Mail und per Telefon. Auch Handbücher und/oder Tutorials (Anleitungen in Video- oder Schriftform) sollten nicht fehlen.

 

Fazit

Für Sprachlerner bieten OCR-Programme eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten, die eine Menge Zeit und auf Dauer auch eine Menge Geld sparen. Für mich als absoluten Vorteil ist zu sehen, dass ich mir diese lästige Text-Abtipperei spare. Und (typisch Sprachen- und Büchernerd): Ich schreibe ungern in meine Bücher. So scanne ich mir die entsprechenden Seiten ein und bearbeite sie ganz klassisch auf einem Blatt Papier. Und mein schönes Buch bleibt so wie es war: schön.

 

 

Disclaimer: Dieser Artikel wurde mit freundlicher Unterstützung von Netzsieger geschrieben. Ich habe die Netzsieger-Internetseite als Quelle verwendet, aber meine eigenen Gedanken und Anwendungsbereiche speziell bei den Sprachen eingebracht.

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