Frank Albers von einfach-effektiv.de hat zur Blogparade geladen und hat die Aufgabe gestellt, einen Artikel zum Thema „WIN-WIN / geben und nehmen“ zu schreiben. Es sind zu den unterschiedlichsten Themen schon Artikel bei ihm eingetroffen – und hier kommt mein Beitrag. Zum Thema Sprachen gibt es noch keinen Artikel – und ich habe das Thema Sprachtandems ausgewählt.
Ach ja, Frank Albers kennst du vielleicht schon – er war schon Interviewgast bei mir! Hier ist der Artikel dazu – es war ein spannendes und interessantes Interview mit ihm.
Eine Frage aber zuerst: Was ist eigentlich eine Blogparade?
Regelmäßige Leser meines Blogs wissen bestimmt, was eine Blogparade ist: Ein Blogger lädt seine Bloggerkollegen ein, zu einem bestimmten Oberthema einen Artikel zu schreiben, auf dem eigenen Blog zu veröffentlichen und dann auf dem Blog des Einladenden – in diesem speziellen Fall Frank Albers – einen Kommentar zum Artikel zu hinterlassen.
Auf diese Art kommen sehr gute Bündelungen von Blogartikeln zu bestimmten Themenbereichen zusammen. Der Leser hat den Vorteil, viele thematisch passende Artikel an einer Stelle abholen zu können, die Blogger profitieren von der Vernetzung und der steigenden Sichtbarkeit in Netz.
Das an sich ist schon eine klassische Win-Win-Situation – so hat nämlich jeder etwas davon. Jeder Blogger freut sich nämlich, wenn seine Artikel gelesen werden (sonst würde er sie ja nicht schreiben) und jeder Leser freut sich, interessante und vielfältige Artikel präsentiert zu bekommen und so auch den ein oder anderen neuen Blog kennenzulernen.
Nun aber zu meinem eigentlichen Thema: Sprachtandems.
Ein Sprachtandem – was ist das überhaupt?
Bei einem Sprachtandem finden sich Lerner verschiedener Sprachen zusammen und sprechen miteinander oder schreiben sich gegenseitig, hauptsächlich mit dem Ziel, durch die stetige Kommunikation die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern.
Ideal ist es, wenn die verfügbare Zeit gleichmäßig auf beide Sprachen aufgeteilt wird. Bei einem einstündigen Tandemgespräch zwischen einer Deutschen und einem Italiener könnte das so aussehen: Es wird eine halbe Stunde durchgehend Deutsch gesprochen und eine halbe Stunde durchgehend Italienisch.
Zugegebenermaßen klappt das bei uns in der Praxis nie so, dazu gibt es immer viel zu viel zu erzählen.
Welche Arten von Sprachtandems gibt es?
Dein Lernpartner kommt aus der gleichen Region wie du.
Ihr trefft euch regelmäßig und besprecht entweder spezielle Lerninhalte oder unterhaltet euch über Gott und die Welt. Welche Art von Gespräch du wählst, hängt von deiner Zielsetzung ab.
Dein Lernpartner kommt aus einem anderen Land. Die Konversation findet schriftlich statt.
Hier könnt ihr vereinbaren, dass ihr entweder jeweils die Hälfte der Mails in Deutsch und in Italienisch schreibt (um beim obigen Beispiel zu bleiben) oder dass dein Partner immer in Deutsch schreibt und du immer in Italienisch. Vereinbart auch, wie mit Korrekturen verfahren werden soll. Schriftliche Korrekturen sind extrem nützlich und sind sehr leicht zu erledigen, weil eine Mail ja als computergeschriebener Text vorliegt und daher einfach in der Antwort abgeändert werden kann.
Dein Lernpartner kommt aus einem anderen Land. Die Konversation findet mündlich statt.
Mündlich heißt, ihr nutzt einen Dienst wie zum Beispiel Skype für eure Gespräche. Diese Methode ist meine bevorzugte Art, mit Menschen aus anderen Ländern zu kommunizieren (ich schreibe aber auch gerne Mails und WhatsApp-Nachrichten). Einfach gesagt läuft ein solches Gespräch normalerweise so ab, dass wir einen Termin vereinbaren, dann am Computer sitzen und die halbe Zeit in der jeweiligen Fremdsprache und in der jeweiligen Muttersprache sprechen (je nach Partner dauern die Gespräche zwischen einer halben bis zu zwei Stunden). Dabei werden Korrekturen meist in den Skype-Chat geschrieben, so dass der Partner beim Sprechen möglichst wenig ausgebremst und unterbrochen wird. Grammatik behandeln wir nur, wenn explizit darum gebeten wird oder ein dringendes Problem vorliegt. Ansonsten unterhalten wir uns frei.
Was hast du davon?
Ich finde, dass Sprachtandems das Leben unglaublich bereichern. Es ist nicht nur eine überaus einfache und praktische Methode, die Sprache, die man lernt, auch regelmäßig anzuwenden, sondern führt auch noch dazu, dass man Land und Leute besser kennenlernt, toleranter und offener anderen Kulturen gegenüber wird (das schadet heutzutage ja nie) und man auch manchmal sogar Freunde fürs Leben findet.
Ich kenne beispielsweise schon einige meiner Tandempartner schon persönlich. Ich kenne zum Beispiel schon Xavier aus der Schweiz, wir haben uns letztes Jahr in Freiburg getroffen. Mit meiner französischen Freundin Marie treffe ich mich auch von Zeit zu Zeit, ebenso wie mit Luigi, einem Freund und ehemaligen Sprachpartner aus Apulien. Glücklicherweise wohnen er und seine Familie jetzt in München, das ist nicht ganz so weit … Marie und Luigi kenne ich inzwischen schon seit fast 15 Jahren.
Zuletzt war ich in Valencia und habe zusammen mit meinem Mann meinen spanischen Sprachpartner und inzwischen auch guten Freund Carlos (ja, das ist der junge Mann auf dem ersten Foto) besucht. Dabei habe ich nicht nur meine Spanischkenntnisse weiter verbessern können, sondern habe eine der nettesten Familien der ganzen Welt kennenlernen dürfen. Ich habe jetzt also in Valencia nicht nur einen Freund, sondern drei, nämlich Carlos und seine Eltern. Wenn ich einmal einen oder zwei Tage nicht mit Carlos gesprochen oder geschrieben habe, dann fehlt schon etwas. Inzwischen schreibe ich auch Nachrichten über WhatsApp mit seiner Mutter.
All das zusammengenommen ist eine klassische Win-Situation für mich.
Auch mit Sprachpartnern, die ich noch nicht persönlich kenne (oder auch auf Grund der Entfernung vermutlich nie persönlich kennenlernen werde), verbindet mich etwas: Die Liebe zur Sprache und zum jeweils anderen Land. Das ist eine gute Basis für eine Freundschaft, finde ich. Daher skype ich auch noch mit Sandra aus Lausanne, Daniel aus der Nähe von Zürich (aber eigentlich aus der Nähe von Barcelona), mit Marco aus Sardinien und mit Estrella aus Peru, auch sie lebt in der Schweiz.
Wie kommst du aber an ein Sprachtandem?
Ich habe fast alle neueren Tandems – und die oben genannten waren nur eine Auswahl – über die Seite von Italki gefunden. Früher gab es noch den Tandemserver der Ruhr-Universität Bochum, allerdings ist er momentan inaktiv. Italki bietet aber eine sehr gute Möglichkeit, Sprachpartner zu finden. Wie das System genau funktioniert, habe ich in meinem Artikel über Italki erklärt.
Dabei solltest du auf einige Dinge achten:
Achte auf die Zeitzonen.
Ich habe schon einige Gespräche verpasst, weil das mit den unterschiedlichen Zeitzonen, vor allem mit Südamerika, nicht hingehauen hat. Glücklicherweise ist Estrella inzwischen in die Schweiz gezogen, so dass wir dieses Problem jetzt nicht mehr haben.
Triff genaue Zeitabsprachen
Auch ist es manchmal ein Abspracheproblem, vor allem bei Zeitumstellungen (Sommer-/Winterzeit). Es hilft, Zeiten immer schriftlich im Chat zu bestätigen und dazu zu vermerken, ob deutsche Zeit oder ausländische Zeit. Die erste Zeit hatte ich auch nicht bedacht, dass Gran Canaria und Spanien zwei unterschiedliche Zeitzonen haben. Aber diese Probleme lassen sich lösen.
Suche dir mindestens 2 bis 3 unterschiedliche Partner.
So stellst du sicher, dass immer jemand für dich Zeit hat.
Vereinbare die Regeln für das Gespräch mit deinem Partner im Voraus.
Wie wird korrigiert? Welche Sprache sprecht ihr zuerst? Mit Xavier spreche ich zum Beispiel eine Woche Deutsch, eine Woche Französisch. Bei fast allen anderen Freunden sind die Sprachen im jeweiligen Gespräch aufgeteilt, meist in etwa halbe-halbe. Sandra spricht mit mir immer nur ein paar Minuten Deutsch, und wenn sie sagt „Jetzt raucht mir aber der Kopf“, dann wechseln wir ins Französische, um die Rauchwolken wieder zu vertreiben.
Wo liegt aber jetzt die Win-Win-Situation?
Das liegt auf der Hand: Die Vorteile, die ich von einem Sprachtandem habe, haben meine Partner natürlich auch. Sie profitieren von mir ja genauso wie ich von ihnen.
Carlos hat am Wochenende wie auch in unseren unzähligen Skype-Gesprächen und WhatsApp-Nachrichten sein Deutsch (und ein bisschen auch sein Italienisch) verbessern können – vor allem, weil mein Mann kein Spanisch spricht – und er hat uns als deutsche Freunde und darf natürlich jederzeit zu Besuch kommen. Außerdem lernt er die deutsche Kultur kennen, ebenso wie ich die spanische Lebensweise kennenlerne.
Das erweitert den Horizont, fördert das Verständnis für andere Kulturen und macht die Welt vielleicht ein kleines bisschen besser.
Das ist unser Beitrag zur Völkerverständigung, und ich finde, das klappt ganz gut.
Was du jetzt tun solltest
Erstens einmal bitte ich dich darum, dich auf Franks Blog umzuschauen und auch in den anderen Artikeln zu stöbern. Sicherlich findest du viel Interessantes!
Und zweitens solltest du auf die Italki-Seite gehen und dir die Sprachpartner-Listen einmal anschauen. Dazu brauchst du ein Konto, aber das ist schnell erstellt und kostet nichts. Ist dir jemand vom Foto und den Beschreibungen her auf Anhieb sympathisch? Dann schreibe diese Person gleich einmal an!
Viel Erfolg bei deiner Suche und viel Spaß beim Sprechen, Lernen und Schließen von Freundschaften wünsche ich dir!
Hier habe ich einige wertvolle Informationen erhalten die bestimmt sehr hilfreich sein werden. Danke dafür.
Gruß Anna
Hallo Anna,
das freut mich sehr, weiterhin viel Spaß beim Lesen und Lernen!
Viele Grüße
Christine
Wow, so ein Sprachtandem ist eine wundervolle Idee.
Und ein großes gegeinseitiges Win-Win.
Liebe Grüße,
David
Das stimmt. Durch Sprachtandems habe ich schon einige sehr gute Freunde im Ausland gefunden. Zuletzt Carlos, den ich vor zwei Wochen in Valencia besucht habe.