Hallo!

Zeit – wer hat die schon? Jeder klagt über zu wenig Zeit. „Ich habe keine Zeit zum Lernen“ klagen viele, aber ist das wirklich so?

Da kam mir die Blogparade von Andrea Heimer gerade recht. Andrea Heimer betreibt den Blog  We are curious – in diesem Blog schreibt sie über berufsbegleitende Weiterbildung und Fernstudium, Zeitmanagement und Work-Life-Themen.

Vielen Dank an Andrea für die Möglichkeit, an dieser Blogparade teilzunehmen!

Andrea hat mehrere Fragen gestellt, die ich in Bezug auf das Sprachenlernen interpretieren und beantworten möchte.

Die ursprünglichen Fragen lauten:

1) Wie spart ihr Zeit?
2) Woher nehmt ihr Zeit?
3) Worin investiert ihr Zeit?
4) Wann verprasst ihr Zeit?
5) Was ist für euch verschwendete Zeit?

Ein aktuelles Thema auch im Sprachlernbereich …

Das Thema ist ja auch im Sprachenbereich immer wieder hochaktuell, weil eigentlich fast jeder sagt: „Ich muss, will oder sollte eine Sprache lernen“, allerdings auch als Nachsatz hinterhergeschoben wird „… aber ich habe dazu ja keine Zeit.“

Keine Zeit? Warum nicht?

Die Frage ist dann die: Warum eigentlich nicht? Hat nicht jeder Mensch gleich viel Zeit?

Die Frage ist doch eher: Wofür verwendest du deine Zeit? Oder vielleicht noch besser: Ist dir das Sprachenlernen so wichtig, dass du Zeit darauf verwendest?

Falls du die Frage der Wichtigkeit (ja, das berühmte Prioritätensetzen!) bejahst, dann wirst du Zeit zum Lernen finden – es müssen ja nicht jeden Tag mehrere Stunden sein.

Nun also zur Beantwortung der Fragen, vielleicht erkennt sich so mancher wieder …

1) Wie spart ihr Zeit?

Ich glaube nicht, dass man Zeit sparen kann.

Die Frage ist doch eher: Wie sinnvoll verwendet ihr eure Zeit?

Um Zeit für Tätigkeiten zu haben, die für mich zielgerichtet und sinnvoll sind (und dennoch Spaß machen können!), muss ich meine zur Verfügung stehende Zeit umverteilen.

Ein Beispiel ist: Wenn ich Französisch lernen möchte, aber immer sage, ich habe keine Zeit dazu, dann gehe ich eben eine halbe Stunde weniger in der Woche in die Stadt und lerne in dieser halben Stunde Französisch.

Alternativ kann ich diese halbe Stunde auch weniger fernsehen, weniger planlos im Internet surfen, weniger im Haushalt erledigen (vielleicht an meiner Arbeitsorganisation feilen?) oder zu anderen Menschen auch einmal Nein sagen, falls sie mir wieder ihre Probleme aufladen wollen.

Ich denke, dass es auch wichtig ist, mit kleinen Schritten anzufangen und nicht von heute auf morgen das ganze Leben umzukrempeln.

Lieber täglich 10 Minuten gelernt als verkündet „Ab heute lerne ich jeden Tag 2 Stunden, ohne Ausnahme!!!“ und am 3. Tag kläglich gescheitert.

Wenn du dazu Tipps brauchst, empfehle ich dir mein Buch „Sprachen lernen – Tolle Tipps und Tricks

2) Woher nehmt ihr die Zeit?

Indem keine Fenster mehr geputzt werden…

Nein, im Ernst, indem an anderen Arbeiten, Verpflichtungen und Tätigkeiten Zeit weggenommen wird und etwas umorganisiert wird.

Ich beispielsweise lege ähnliche Tätigkeiten zusammen, arbeite gerne längere Zeit am Stück ohne Ablenkung und lasse mir von meinen Computerprogrammen wie Evernote und Trello (nicht zu vergessen auch meine Lernprogramme Babbel und Memrise) die Organisation abnehmen.

Was ich abgespeichert habe, geistert nicht in meinem Kopf herum. So habe ich den Kopf frei für andere Dinge.

Für den Sprachlerner gilt also: An anderer Stelle weniger Zeit investieren, sich gut organisieren und sich vielleicht die Organisation von Programmen (oder der guten alten To-Do-Liste) abnehmen lassen.

Die dadurch zur Verfügung stehende Zeit gleich, sofort und auf der Stelle zum Lernen verwenden!!!

3) Worin investiert ihr die Zeit?

Definitiv nicht ins Fensterputzen!

Ich investiere lieber in meine persönlichen Ziele: meine Familie, meine sozialen Kontakte, meine Sprachen, meinen Blog, mein Buch, meine berufliche Perspektiven.

Zudem investiere ich in meine Gesundheit, indem ich regelmäßig Sport treibe.

Und nicht zuletzt in meine Hobbys. Diese sind wichtig, um entspannt zu bleiben – denn Zeitmanagement, Lernen, Leben und Arbeiten soll ja nicht zu anstrengend werden.

4) Wann verprasst ihr Zeit?

Das ist eine schwierige Frage für mich, ich bin nicht der Typ, der Zeit verprasst.

Manchmal ertappe ich mich dabei, mich zu lange und zu intensiv mit meinem Handy zu beschäftigen, allerdings meist mit sprachlichem Hintergrund (außer Quizduell…).

Viel häufiger verprasse ich aber Zeit – im negativen Sinne -, wenn ich wieder einmal alles perfekt machen möchte und erst zufrieden bin, wenn auch der letzte Tippfehler und die kleinste Formatierungsabweichung ausgemerzt ist.

Und wenn ich mal wieder nicht Nein sagen kann …

5) Was ist für euch verschwendete Zeit?

Jeder Tag, an dem ich mich nicht mit meinen Sprachen beschäftigen kann!

Jeder Tag, an dem ich keine sozialen Kontakte habe!

Jeder Tag, an dem ich nicht an meinen Zielen arbeiten kann!

Jeder Tag, an dem ich nichts Schönes erlebe!

Jeder Tag, an dem ich meine Hobbys nicht ausüben kann!

Für den Sprachlerner, der schon dabei ist, eine Sprache zu erlernen, ist verschwendete Zeit jeder Tag, an dem er sich nicht mit der Sprache beschäftigt.

Mein Rat dazu: Beschäftige dich mit deiner Sprache, und wenn es nur 5 Minuten sind. Ein paar Zeilen sind schnell gelesen.

Du kannst auch zwei oder drei Sätze schreiben, kurz telefonieren oder skypen, eine App auf dem Handy nutzen oder dir aus den Artikeln hier, hier, hier, hier oder hier etwas Passendes heraussuchen.

Prinzipiell ist für einen Sprachlerner in spe verschwendete Zeit jeder Tag, an dem er nicht tätig wird.

Was also tun?

Hier ist mein Rat: Fang einfach an!

Suche dir eine Sprache aus, die dir gefällt (falls du nicht schon sowieso weißt, welche es sein wird, oder schon Kenntnisse hast), und fange – wieder – an zu lernen.

Setze dir dein Ziel und freue dich täglich an deinen Erfolgen.

Und wenn du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst?

Fühlst du dich durch dein großes Ziel überfordert?

Liegt es zu weit in der Zukunft und scheint wegen der Fülle an Aufgaben unerreichbar?

Teile dir das Ziel in viele kleine, falls nötig tägliche Teilziele auf.

Heute kannst du dieses lernen, morgen jenes, bis Sonntag erledigst du das, bis kommenden Mittwoch dieses.

Schreibe dir alles in ein Heft oder im Computer auf, sowohl dein „Arbeitspensum“ als auch deine kleinen Ziele, die du schon erreicht hast.

Du wirst dich nach einiger Zeit wundern, wie sich auch kleinste Lerneinheiten aufaddieren und welche Schritte du vorwärts gemacht hast.

Die gleiche Technik nutzen Sportler übrigens auch – oder meinst du, ein Marathonläufer trainiert, wie es ihm gerade in den Kram passt?

Selbstverständlich sollst du nicht jedes Wort aufschreiben oder jede Grammatikregel dokumentieren, aber vielleicht ist eine grobe Lernstruktur genau das, was du brauchst?

Welche Fragen solltest du dir also stellen?

Die Fragen, die du dir stellen solltest, sind also:

a) Was ist dein Ziel? Warum willst du diese Sprache lernen?
b) Was kannst du heute lernen?
c) Womit fängst du an?

Und dann fängst du einfach an. Und wenn es nur fünf Minuten sind. Jeden Tag fünf Minuten sind im Monat zweieinhalb Stunden und im Jahr 30 Stunden. Und jetzt rechne aus, wie viel dann zehn oder zwanzig Minuten täglich auf das Jahr gerechnet ausmacht!

Und? Ist das vielleicht nichts?

Viel Spaß bei der Umsetzung! Ich freue mich, wenn du mir von deinen Fortschritten berichtest!

Herzliche Grüße

Christine