FOR ALL AGES

Mit diesem Beitrag beteilige ich mich an der Blogparade von Lena von Lernplan.com und stelle dir mein System vor, wie ich Sprachen lerne. Außerdem gebe ich dir Tipps, wie du eine Sprache in deinen Alltag integrieren kannst – auch wenn du nicht mehrere Sprachen gleichzeitig lernst und nicht so häufig den Computer oder das Smartphone dafür nutzen möchtest.

Eingangs aber eine provokante Frage: Was hält dich davon ab, täglich deine Lernsprache zu üben, zu lesen, zu hören und anzuwenden?

Du wirst jetzt einwenden: Ich habe keine Zeit dafür! Schließlich ist es ja nicht dein Hauptjob, dich um deine Sprachkenntnisse zu kümmern, sondern du bist beruflich vermutlich stark eingespannt, hast private Verpflichtungen, Familie, Haustiere, Verwandtschaft und natürlich auch noch andere Hobbys.

Wie soll da noch das Sprachenlernen hineinpassen, wirst du dich fragen.

Aber – das ist ebenfalls eine provokante Frage:

Ist das „Ich habe keine Zeit!“ vielleicht eine Ausrede? Brauchst du nicht vielmehr Strategien, die perfekt in deinen Alltag passen?

Daher erzähle ich dir jetzt, wie ich eine Sprache lerne. Vielleicht kannst du dir ja die eine oder andere Anregung abschauen.

Der Unterschied zu dir ist vermutlich, dass ich die Sprachen beruflich benötige. Dies gilt insbesondere für Italienisch (die Sprache unterrichte ich), aber auch die anderen Sprachen brauche ich nahezu täglich nicht nur, um meine zahlreichen Kontakte und Freundschaften zu pflegen, sondern auch für meinen Beruf.

Das verändert aber die Lernstrategie nicht wesentlich – nur dass ich im Gegensatz zu dir einem äußeren Druck unterliege: Wenn ich die Sprachen nicht einigermaßen beherrsche – und auch ich vergesse viele viele Wörter und Grammatikinhalte wieder! -, dann führt das über kurz oder lang zu Problemen in meinem Beruf.

Zumindest aber meine Freunde mögen mich (hoffentlich) trotzdem noch.

Die Planung

Die wichtigste Handlung der Woche ist für mich die Planung. Ich plane also meine Skype-Termine mit meinen Sprachpartnern und Lehrern (wegen meiner Freiberuflichkeit und meinen wechselnden Unterrichtsterminen ist ein regelmäßiger Kursbesuch für mich eher schwierig), plane die Beantwortung zumindest meiner längeren E-Mails in den verschiedenen Sprachen und schaue mir an, welche Grammatikinhalte und Vokabelfelder mich interessieren.

Diese Arbeitsschritte habe ich bis vor kurzem in eine Karte in mein Organisationsprogramm eingetragen (ich nutze Trello dafür), inzwischen brauche ich das nicht mehr. Die Termine kommen ganz normal in meinen Kalender, die Mails befinden sich im Ordner „zu beantworten“ und die Grammatik- und Vokabelinhalte schreibe ich mir kurz auf.

Die Vokabeleingabe und -verwaltung

Wenn diese Planung erledigt ist, gebe ich – wenn nötig – die neuen Vokabeln bei Memrise und/oder Babbel ein. Memrise ist eines meiner beiden Vokabellern-Programme. Es ist großartig für unterwegs geeignet und gefällt mir vor allem bei längeren Ausdrücken und Redewendungen besser als Babbel, welches ich ebenfalls nutze, allerdings für Einzelvokabeln. Jedes der beiden Programme hat seine Vorteile.

Also wandern Redewendungen, Wortverbindungen usw. in Memrise, Einzelvokabeln in Babbel. Es hört sich schlimmer an als es ist, denn mit 50 bis 100 Vokabeln pro Woche komme ich sehr weit.

Mein tägliches „Pflichtprogramm“ beinhaltet das Wiederholen und Lernen der fälligen Vokabeln. Dabei unterstützt mich Memrise großartig. Man kann nämlich ein Tagesziel einstellen – und ich lerne so lange, bis ich dieses Tagesziel erreicht habe. Im Allgemeinen dauert das bei meinen 4 Sprachen nicht länger als eine halbe Stunde.

Babbel hat den Vorteil, am Computer etwas übersichtlicher daherzukommen. Die Vokabeln sind teilweise vertont, zudem ist die Vermittlungssprache Deutsch. Hier findest du den passenden Artikel dazu.

Das Hörverstehen

Außerdem höre ich auf meinen Fahrten zur Arbeit und zurück und auch beim Sport fremdsprachige Podcasts und Hörbücher.

Mein iPod ist immer reichlich bestückt, so dass ich ständig eine reichhaltige Auswahl an Hörmaterialien zur Verfügung habe – wenn nicht gerade der Akku leer ist … 🙂

Dabei lasse ich mich aber von meinem persönlichen Geschmack leiten: Ich höre das, was mir gefällt. Wenn ich an diesem Tag keine Lust auf Spanisch oder Französisch habe, dann höre ich eben Italienisch oder Englisch. Am nächsten Tag oder auf dem Rückweg kommt dann eine andere Sprache zum Zuge.

Da Podcasts im Allgemeinen relativ kurz sind – viele liegen im Bereich zwischen 10 und 30 Minuten – kann ich meist mindestens eine komplette Episode durchhören.

Hier findest du eine Aufstellung von fremdsprachigen Podcasts.

Das Leseverständns

Zudem lese ich täglich fremdsprachige Texte, sei es als Blog oder Facebook-Eintrag, sei es als Zeitschrift oder Buch.

Vor kurzem habe ich das französische Buch „Les souris des femmes“ von Nicolas Barreau gelesen. Es ist keine hochtrabende Literatur, aber mir gefiel das Buch. Als nächstes werde ich mich an ein spanisches Buch heranwagen.

Ich lese grundsätzlich nur das, was mir gefällt. Alles andere ist für mich Zeitverschwendung und bringt mir nichts. Nur weil andere Menschen Umberto Eco oder Voltaire toll finden, muss mir diese Art Literatur noch lange nicht gefallen.

Hier ist ein Artikel zum Thema: 12 Tipps zum Lesen von Büchern in der Fremdsprache.

Das Schreiben

Häufig schreibe ich auch fremdsprachige Texte und sende sie an Muttersprachler zur Korrektur. Dies funktioniert ganz einfach durch verschiedene Sprachportale, beispielsweise Busuu, Italki oder Lang-8. Natürlich ist es Ehrensache, auch die Texte der Lerner deiner Muttersprache zu korrigieren. Man hilft sich gegenseitig, und dadurch bleibt der Service kostenfrei. Außerdem findest du so vielleicht sogar neue Freunde!

Meine Freunde

Dazu vielleicht noch einige kleine Geschichten. Die meisten unserer ausländischen Freunde habe ich über entsprechende Sprachportale kennengelernt. Früher gab es ja Brieffreunde-Vermittlungen, heute gibt es eben Online-Sprachpartner-Vermittlungen. Du musst die Partner ja nicht gleich heiraten!

Ich habe über den Tandemserver der Uni Bochum einige Freunde in Italien kennengelernt und die meisten auch schon besucht, ebenso einige in Frankreich, beispielsweise Pascal und Sylvie – sie kommen aus dem Limousin und waren schon ein paarmal bei uns.

Über Italki habe ich zwei sehr nette Partner in Spanien gefunden: Carlos aus Valencia und Mar aus Gran Canaria. Mar hat mich letzten November bei uns zu Hause für ein Wochenende besucht, Carlos kommt im Sommer zu Besuch, und im September fliegen wir nach Valencia und besuchen ihn und seine Familie, die Flüge sind schon gebucht!

Außerdem habe ich Xavier, einen französischsprachigen Schweizer, kennengelernt. Ihn habe ich letzten Oktober in Freiburg persönlich getroffen.

Momentan stehe ich auch noch in Kontakt mit einer Peruanerin, Estrella, die in der Schweiz studiert, und zwei Italienern: Marco ist aus Sardinien und arbeitet in der Schweiz und Beppe ist aus Mailand und studiert in Berlin.

Mit Carlos, Mar, Xavier, Estrella, Beppe und Marco spreche ich regelmäßig über Skype.

Außerdem habe ich seit Jahren, teils schon seit Jahrzehnten, E-Mail-Freunde im In- und Ausland. Da werden nicht nur E-Mails hin- und hergeschickt, sondern ab und zu auch Päckchen geschickt oder sich gegenseitig besucht.

Auch über Facebook halte ich Kontakt – es ist heutzutage wirklich einfach geworden! Kein Vergleich mehr mit früher, als man 7 Wochen auf einen Brief aus Australien (wo ich seit 35 Jahren eine Brieffreundin habe) warten musste!

Wie finde ich die Zeit dafür?

Ich liebe es übrigens, mich mit einem fremdsprachigen Buch in ein Café zu setzen und zu lesen! Dafür muss man nicht jeden Tag 3 Stunden Zeit haben.

Es genügt schon, sich gut zu organisieren und sich zu überlegen, bei welchen anderen Tätigkeiten man vielleicht ein bisschen Zeit einsparen könnte.

Wie lange liest du früh die Zeitung?

Wie viel siehst du fern?

Wie viel Zeit verbringst du damit, nach Sonderangeboten in den Supermärkten im gesamten Landkreis zu suchen (um dann festzustellen, dass es sich wieder nicht gelohnt hat)?

Wie viel Zeit verbringst du mit der Erledigung von Arbeiten für deine Familie, die diese auch selbst erledigen könnte?

Wenn du ein bisschen suchst, findest du sicher den einen oder anderen Freiraum! Und wenn es nur 10 Minuten pro Tag sind. Auch 10 Minuten pro Tag häufen sich über einen längeren Zeitraum gesehen an.

Außerdem musst du Tätigkeiten wie Vokabeln wiederholen nicht am Stück ausführen. Teile sie doch in zwei oder drei Teilbereiche auf: nach dem Frühstück 5 Minuten, nach dem Mittagessen 5 Minuten und nach dem Abendessen nochmal. So fallen diese Zeiten gar nicht so sehr ins Gewicht. Auch Wartezeiten lassen sich gut dafür nutzen.

Das Fazit

Du siehst, dass es gar nicht so schwierig ist, Zeit für das Sprachenlernen zu finden. Wichtig ist, dass du anfängst, etwas zu tun, und vor allem, dass du regelmäßig dabeibleibst. Wenn du Tätigkeiten findest, die dir Spaß machen, sollte das nicht allzu schwer sein!

Viel Spaß dabei!

Christine