Wo befinden sich jetzt deine Sprachlehrer, ausländischen Kollegen oder Nachbarn und Mitstudenten? Immer noch unterwegs? Sommer, Sonne, Sand und Meer (oder Berge, das gute Essen der Mamma oder Nonna, die Sixtinische Kapelle oder das Museo del Prado) sind ihnen immer noch wichtiger als du und deine Sprachkenntnisse? Du lernst immer noch alleine?
Das macht nichts, es gibt noch so viele andere Möglichkeiten, um unabhängig von ihnen eine Sprache zu erlernen und in den Ferien auch ohne direkte Sprechgelegenheiten auf dem Laufenden zu bleiben.
Hier kommen die nächsten 10 Tipps.
Hast du Tipps der letzten beiden Artikel schon umgesetzt? Wie hat es funktioniert?
Hier findest die beiden Artikel Wie du ohne Sprachlehrer und Sprachkurs lernen kannst – Sommerspecial Teil 1 und Wie du ohne Sprachlehrer und Sprachkurs lernen kannst – Sommerspecial Teil 2
1) Analysiere Sätze aus deinem Lieblingsbuch (das hilft dann auch wieder im Sprachkurs)
Ich weiß, das ist ein Tipp, der sich schon sehr nach Lernen anhört. Aber manchen Menschen macht das sogar Spaß! Suche dir also ein Buch in deiner Lernsprache heraus, schlage beispielsweise Seite 54 auf und nimm den 4. Satz. Wie lautet er?
Ich nehme als Beispiel ein italienisches Buch – „Le vacanze di Nicola“ von Sempé und Goscinny (ja, wenn du jetzt an Asterix denkst, liegst du nicht falsch!) – und wähle tatsächlich den 4. Satz auf Seite 54.
E durante queste vacanze è successo spesso che i papà e le mamme non hanno scherzato.
Was gibt dieser Satz her?
a) Zuerst einmal steckt das Wort „durante“ im Satz.
Für Italienischlerner wäre jetzt der Moment für einige Beispielsätze mit „durante“ und „mentre“, die beide „während“ bedeuten, aber in unterschiedlichen Satzstrukturen verwendet werden.
b) Wir haben auch noch das Wort „queste“.
Dieses Wort bedeutet „dieser, diese, dieses“ und richtet sich in Zahl und Geschlecht nach dem Hauptwort, auf das es sich bezieht (hier also „vacanze“). Hier könntest du ebenfalls einige Beispiele erfinden.
c) „Spesso“ bedeutet „oft“.
Also bietet es sich hier an, eine auf- oder absteigende Liste der Häufigkeitsadverbien zu schreiben – von „immer“ bis „niemals“, natürlich in der Lernsprache und eventuell mit Beispielen.
d) „papà“ und „mamma“ sind Familienangehörige.
Warum nicht noch einige weitere wie „fratello“ (Bruder), „sorella“ (Schwester), „nonna“ (Großmutter), „nonno“ (Großvater) … ergänzen?
Wenn du schon dabei bist, schreibe einen kurzen Text und erkläre einem „virtuellen Italiener“ deine Familie: Wer ist wer?
e) „scherzare“ ist ein Verb.
Bilde doch einen Beispielsatz in der Gegenwart: Marcello scherza con i suoi figli.
Anschließend setzt du den Satz in verschiedene Zeiten.
Wenn du solche Übungen immer wieder machst, wirst du merken, dass du sowohl dein Vokabular als auch deine Grammatikkenntnisse bedeutend verbesserst. Und du wirst merken, dass es zwar Grammatik- und Vokabeltraining beinhaltet, aber nicht so langweilig ist. Du kannst erstens selbst entscheiden, worum du dich kümmern möchtest, und zweitens haben deine Vokabeln und Grammatikinhalte immer einen Bezug. Probiere es doch einfach einmal aus. Vielleicht stellst du fest, dass es eine Methodik ist, die dir liegt.
2) Suche aus deinem Lieblingsbuch Vokabeln und Redewendungen von Interesse heraus
Nimm dir für diesen Tipp ein Buch in deiner Muttersprache in die Hand und blättere es durch. Immer wieder wird dein Blick bei Wörtern und Redewendungen hängenbleiben und du wirst dir denken: Das wäre schön, wenn ich dieses Wort auch in Italienisch/Spanisch/Französisch könnte. Was hält dich denn davon ab? Nimm dir also ein Blatt Papier und einen Stift und schreibe dir 10 Wörter oder Redewendungen in deiner Muttersprache heraus. Dann schaust du sie im Wörterbuch nach und schreibst, wenn du ein bisschen Zeit hast, einige Beispielsätze damit. Was du aber auf jeden Fall nicht vergessen solltest: Nimm diese Wörter in deinen Vokabeltrainer auf! Wie du dann dein Vokabeltraining organisieren kannst, habe ich dir in den beiden Artikeln zu Babbel und Memrise erklärt. Auch meine Lernroutine erkläre ich dir, nicht nur mit Memrise, sondern auch mit Facebook und Italki!
Ich nehme mir beispielhaft einen Krimi und stoße auf die Wörter (mit englischer Übersetzung):
ich kann es nicht mit letzter Sicherheit sagen = I can’t be one hundred per cent sure about that
am Ende der Welt wohnen = at the farthest point of the globe
in den Rachen werfen = to give sb sth to keep him/her quiet
wählerisch sein = to be choosey
über den Kopf wachsen = to be too much for sb.
jetzt geht es rund! = now there’ll be all hell to pay!
die Überraschung ist doch gelungen, oder? = wasn’t that a great surprise?
Schlaf nachholen = to catch up on one’s sleep
3) Schreibe eine kleine Geschichte
Denke dir eine Situation aus, beispielsweise: “Herr Maier hat vergessen, den Urlaub zu buchen.” Und jetzt das Ganze in deiner Lernsprache. Anschließend malst du dir in allen Farben aus, welche Folgen das haben könnte. Oder du überlegst dir, aus welchem Grund Herr Maier das Buchen des Urlaubs vergessen haben könnte.
Situationen sind auch: Du stehst im Schlafanzug auf der Straße. Dein Auto springt nicht an. Du kommst zu spät zu einer Verabredung. Der Stadtführer erscheint nicht am vereinbarten Treffpunkt. Du bist sehr müde. Du hast Bauchweh. Du gehst in die Stadt und gibst 10,000 Euro aus. Dein Partner kommt schon um 10 Uhr wieder von der Arbeit nach Hause. Deine Mutter ruft an und legt aber, sobald du dich meldest, wieder auf.
Hier ist deine Fantasie gefragt. Du wirst sehen, dass das freie Schreiben gar nicht so schwer ist.
4) Nimm dein Tablet oder Handy mit in Urlaub und mache deine Übungen auf Memrise oder Babbel
Die meisten Apps laufen nicht nur auf dem heimischen Computer, sondern auch auf Tablets oder Handys. Arbeite also auch im Urlaub dein Sprachpensum ab – es muss ja nicht das komplette Pensum sein!
Täglich einige Vokabeln, einige Verbformen oder eine Übung auf Memrise, Babbel oder einer anderen Internetseite dauern nicht lange und bringen dich wenigstens ein bisschen voran.
5) Nutze Facebook und suche dir passende Gruppen
Facebook ist zum Erlernen einer Fremdsprache großartig geeignet! Wie immer hängt es aber davon ab, wie du es nutzt.
Vernetze dich also mit Sprachlernern und Muttersprachlern deiner Lernsprache, abonniere Sprachseiten und Seiten, die sich mit Land und Leuten beschäftigen (idealerweise in deiner Lernsprache) und trete Lerngruppen bei. So trittst du immer wieder in Kontakt mit deiner Lernsprache und bettest sie ohne großen Aufwand in deinen Alltag ein.
Und wer weiß – vielleicht findest du ja über Facebook ja auch neue Freunde? So kann es durchaus sein, dass aus einem virtuellen Freund irgendwann ein richtiger Freund wird. Bei mir war das zumindest so.
Eine gute Quelle – und ich werde nicht müde, das immer wieder zu erwähnen – ist die Internetseite Italki. Und wenn du dich über diesen Link* anmeldest, bekommst du sogar eine Stunde mit einem Lehrer geschenkt.
6) Richte dir deinen Internetbrowser mit einer Startseite in deiner Lernsprache ein
Vielleicht interessiert dich eine bestimmte Sportart? Vielleicht möchtest du über die aktuellen Nachrichten informiert werden? Vielleicht liest du gerne Blogs über Spiritualität oder über Umweltschutz? Vielleicht aber gefallen dir auch Reiseportale?
Dann richte dir das entsprechende Angebot als Startseite deines Internetbrowsers ein – natürlich in deiner Lernsprache! So fällt dein Blick beim Öffnen des Browsers immer wieder auf Informationen in deiner Lernsprache und wer weiß? Vielleicht findest du sie ja so interessant, dass du gleich noch ein bisschen weiterliest?
Gute und relativ neutrale Startseiten sind
a) BBC Homepage (für Englisch)
b) The Local (für Englisch – mit Nachrichten, die Deutschland betreffen – auf andere Länder kann aber umgestellt werden, es gibt auch The Local Italy, Spain, France, Norway, …)
c) Voice of America News (für Englisch)
d) Practicaespanol (für Spanisch)
e) Veintemundos (für Spanisch)
f) Italia.it (für Italienisch)
g) Wikivoyage (für alle Sprachen – stelle auf deine Lernsprache um)
h) Ecoute-Zeitschrift (für Französisch)
Natürlich ist das nur eine kleine Auswahl.
7) Gehe mit offenen Augen durch die Welt
Beschreibe Marktstände oder Schaufenster, gehe gedanklich Öffnungszeiten oder Preisschilder durch, erkläre „deinem virtuellen Italiener oder Spanier“, was auf Schildern, Plakaten oder Zeitungen steht. Denken in deiner Lernsprache kannst du überall!
8) Kaufe dir im Urlaub oder in einem großen Zeitschriftenladen in deiner Stadt (beispielsweise an Bahnhöfen) ein Rätselheft in deiner Lernsprache
Wenn du ein Planer bist, kannst du zwei oder drei Rätsel pro Woche lösen und immer das Datum daneben schreiben. So siehst du nach kurzer Zeit, was du schon alles geschafft hast. Zudem sind in Rätselzeitungen immer Witze und Cartoons mit Sprechblasen und Bildunterschriften enthalten – auch wenn sie nicht immer lustig sind, ist es ein großes Erfolgserlebnis, die Pointen zu verstehen.
9) Kaufe dir eine Zeitschrift zu deinem Hobby
Du angelst gerne? Du fotografierst? Du läufst, schwimmst oder spielst Tennis? Du kochst oder backst gerne? Du sammelst Briefmarken oder Münzen? Du verreist gerne?
Es gibt sicherlich zu jedem Thema eine passende Zeitschrift – suche dir aus, was dich interessiert und kaufe dir die Zeitschrift: aber in deiner Lernsprache. Du wirst sehen, dass du viel verstehen wirst. Dies hat zwei Gründe: Weil dich das Thema interessiert, kennst du dich natürlich schon gut aus. Und weil dich das Thema interessiert, behältst du das Gelesene leicht. Niemand muss etwas Langweiliges lesen.
Ich habe seit einiger Zeit die spanische Zeitschrift „Viajes“ für mich entdeckt. Da ich aber nicht jeden Monat nach Spanien komme, habe ich inzwischen schon einige Freunde darauf angesetzt – und diese bringen mir die Zeitschrift immer ganz bereitwillig aus dem Urlaub mit. Für Italienisch gibt es die „Turisti per Caso“ und für Französisch mag ich gerne die Themenhefte von Geo und von Détours.
10) Schreibe ein Urlaubstagebuch
Keine Angst, das muss nicht perfekt sein, du willst ja keinen Literaturnobelpreis dafür gewinnen, oder? Schreibe einfach jeden Tag im Urlaub oder auch zu Hause einige Sätze auf: Was hast du gemacht? Wie ging es dir? Wie war das Wetter? Gab es etwas Besonderes?
Wenn dir ganze Sätze am Anfang zu schwierig sind, beginne mit Stichpunkten. Übung macht den Meister.
Wenn du dich traust, kannst du auch einen Blog schreiben, das ist einfacher als du denkst.
Das waren die heutigen 10 Tipps – diesmal etliche mit „Schreibbezug“.
War etwas für dich dabei? Ich hoffe schon!
Wieder ein super Beitrag aus dem ich mir einiges nicht nur für die Urlaubszeit merken werde, Christine! Vielen Dank dafür.
Bei einer Deiner Übersetzungen bin ich mir aber sicher, dass Du sie falsch übersetzt hast. Schau doch mal, was auf dieser Seite zum Thema „in den Rachen werfen“ steht:
http://context.reverso.net/übersetzung/deutsch-englisch/jdm+etw+in+den+Rachen+werfen+%7Boder%7D+schmeißen
Hallo liebe Birgit, ich habe kontolliert – und habe bei Cambridge eine tolle Übersetzung gefunden, die ich jetzt übernommen habe: to give sb sth to keep him/her quiet Danke für den Hinweis!