Der Blog „Ithelps“ hat aufgerufen zu einer Blogparade (ich glaube, das wird mein neues Hobby) zum Thema „Wie organisierst du dich?“ und so dachte ich mir, das Thema könnte auch für Sprachlerner interessant sein.
Was ich nämlich immer wieder höre, sind die Sätze:
„Ich habe keine Zeit zum Lernen“, „Ich hatte keine Zeit für die Hausaufgaben“, „Ich habe letzte Woche die Tasche in die Ecke gestellt und schon war wieder Montag“ oder „Ich vergesse das Lernen tagsüber, und am Abend habe ich dann keine Lust mehr!“.
Was machen erfolgreiche Sprachlerner anders?
Da stellt sich also die Frage: Wie organisieren sich Sprachlerner, die es trotz vieler anderer Verpflichtungen schaffen, täglich (!!!) zu lernen? Warum „vergessen“ manche das Lernen und manche nicht? Wie sieht es mit dem „Ich habe keine Zeit“ aus – ist das tatsächlich so oder sind diese Menschen nur unzureichend organisiert?
Jeder Mensch hat vermutlich viel zu tun und kann nicht gerade über zu viel Freizeit klagen. Ich denke aber, es hängt an einigen Faktoren, ob es jemand schafft, regelmäßig zu lernen oder nicht.
1) Motivation
Bist du motiviert? Wenn du ein lohnendes Ziel – wohlgemerkt: ein sich für dich persönlich lohnendes Ziel – vor Augen hast, lernst du leichter und bereitwilliger als jemand, der von außen dazu gezwungen wird. Denke nur einmal an die lateinlernenden Schüler!
2) Geduld
Eine Sprache lernst du nicht in zwei Wochen. Du brauchst also einen langen Atem – und da verliert man schon einmal die Lust. Manchmal ist auch der Weg das Ziel, nicht immer geht es voran, manchmal musst du auch Rückschläge verkraften oder hast das Gefühl, nicht voranzukommen. Dann heißt es, Geduld zu haben und einfach weiterzumachen.
3) Leidensfähigkeit
Ja, auch das brauchst du zum Lernen. Verbtraining, Grammatikübungen oder Unterhaltungen mit Muttersprachlern, die dich an deine Grenzen bringen, sind nicht immer angenehm. Aber man wächst bekanntlich an seinen Aufgaben, so dass du auch Lerneinheiten und Aufgaben, die dich sehr oder manchmal auch zu sehr fordern, immer leichter bewältigen wirst.
4) Disziplin und Ausdauer
Diese brauchst du, um überhaupt regelmäßig zu lernen.
5) Freude und Spaß
Freude und Spaß stellen sich von alleine ein, wenn du die für dich perfekte Sprache und Methode gefunden hast. Und natürlich, wenn sich die ersten Erfolge einstellen.
Ich war dieses Wochenende auf der ExpoLingua in Berlin (das ist eine Sprachenmesse) und habe das erste Mal mit fremden Menschen relativ angstfrei Spanisch gesprochen – obwohl ich es erst lerne und erst seit dem Sommer in der Lage bin, zusammenhängend mehr als zwei Wörter in einen Satz zu bauen. Ich konnte mich mit einer Spanierin einige Minuten an einem Stand (fast) problemlos unterhalten und war hinterher stolz wie Oskar! Das sind die Momente, wofür es sich lohnt!
6) Organisation
Und jetzt kommen wir zum entscheidenden Punkt. Was ich nämlich immer wieder erlebe, sind Menschen, die einerseits sagen, sie haben keine Zeit zum Lernen, andererseits aber jedes Mal vor dem Lernen erst eine halbe Stunde herumräumen, Kaffee kochen, Bücher hin- und herschieben und ähnliche Arbeiten ausführen. Warum?
Ich glaube, es liegt daran, dass diese Menschen keinen Plan beim Lernen haben und sich davor scheuen, anzufangen. Sie wissen nicht so recht, was sie genau lernen sollen, welche Aufgaben anstehen und sie weiterbringen, und so flüchten sie sich ganz unbewusst in Ersatzhandlungen.
Irgendwann ist dann eine halbe Stunde (oder mehr) vorbei, und der Mensch geht wieder seinen Tagesgeschäften nach. Er hat ja schließlich schon gelernt. Effektiv hat er zwar fast nichts erledigt – zumindest nichts, was ihn weiterbringen würde -, aber eine halbe Stunde Zeit wurde ja dennoch geopfert.
Wie bekommst du dieses Problem in den Griff? Ganz einfach: Indem du dich gut organisierst.
Meine Organisationsmethode mag für den einen oder anderen ein bisschen zu viel sein – ich gebe zu, dass ich ein Organisationsfreak bin! -, aber vielleicht kannst du dir doch ein bisschen davon abschauen, es muss ja nicht die ganze Palette sein!
Schreibe dir einen Plan
Du kannst diesen Plan in einen Kalender schreiben, mit den täglichen Lerneinheiten, die du wöchentlich oder alle zwei Wochen festlegst.
Eine andere Möglichkeit ist eine Tabelle mit 7 Spalten (für jeden Tag eine) und 4 Zeilen – jeweils eine Zeile ist für jede Fertigkeit in der Sprache: Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen.
In diese Tabelle trägst du dann immer für eine Woche im Voraus deine Arbeiten ein, zum Beispiel: Montag, Lesen: 3 Abschnitte, Schreiben: 4 Sätze zum Thema XY, Hören: 1 Podcast im Auto, Sprechen: 15 Minuten Gespräch (oder laut vorlesen).
Du kannst auch – und so mache ich das – eine „Permanentliste“ im Computer anlegen und die Aufgaben eintragen. Ich nutze dafür das Programm Trello.
Die Grundaufgaben bleiben stehen – immer wenn die Aufgaben erledigt sind, notiere ich das, und am darauffolgenden Tag lösche ich die „erledigt“-Markierungen wieder.
Bei mir funktioniert es aber nur, weil ich mich zum Lernen nicht motivieren muss und von Haus aus sehr abwechslungsreich lerne.
Ich habe mehrmals pro Woche Skype-Gespräche mit ausländischen Freunden und Sprachpartnern, wir haben häufig Besuch, ich schreibe Mails an Freunde, ich nutze Facebook auch für sprachliche Zwecke, ich nehme Unterricht in Spanisch. Im Auto höre ich sowieso immer Podcasts, mal deutsche, mal fremdsprachige – je nach Lust und Laune. Ebenso lese ich fremdsprachige Bücher und Zeitschriften (es gibt fast nichts Schöneres als in ausländischen Buchhandlungen zu stöbern!). So sind die Grundfertigkeiten schon abgedeckt.
Auf meiner Permanentliste finden sich also nur kurze Einträge wie „Memrise“, „Babbel“ oder „Spanischformen Handy“. Dort wird immer das abgearbeitet, was fällig ist, und zwar jeden Tag, auch im Urlaub!
Durch diese Online-Synchronisationen und meine Freunde muss ich mein Lernen kaum selbst organisieren. Die Apps und Programme geben mir mein Pensum vor, meine Freunde prinzipiell ebenfalls: wenn eine Mail kommt, beantworte ich sie. Wenn meine Freunde anrufen oder uns besuchen (oder wir sie), spreche ich mit ihnen. So einfach ist das.
Viele Lernarbeiten erledige ich auch unterwegs, wenn ich warten muss oder als Beifahrer im Auto. Einige Vokabeln oder Verbformen auf dem Handy wiederholen geht immer. Auch kleine Einheiten summieren sich!
So entfallen bei mir komplett diese unsinnigen Hin- und Herräumarbeiten. Ich weiß jeden Tag, was zu tun ist, arbeite das ab und freue mich an meinen Erfolgen.
Und es macht auch noch Spaß! Gut organisiert zu sein ist nämlich nicht spießig oder verbohrt, sondern ganz schön clever, finde ich!
Wenn du wissen willst, welche Programme ich genau nutze, dann kannst das du im Artikel „Die erste Seite meines Smartphones“ nachlesen.
Und natürlich bedanke ich mich für die Möglichkeit der Teilnahme an dieser Blogparade bei den Jungs von Ithelps.at!
Herzliche Grüße
Christine
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