Hast du Probleme mit dem Verstehen einer Fremdsprache, sobald Muttersprachler mit dir sprechen oder du Radio- oder Fernsehsendungen verfolgst?
Sprichst du schon lange keinen Muttersprachler mehr an aus Angst, seine Antwort sowieso nicht zu verstehen?
Legst du dir die Sätze, die du selbst sagen möchtest, in deiner Muttersprache zurecht und übersetzt sie dann praktisch Wort für Wort?
Falls das so ist, könnte es an deiner Art liegen, Vokabeln zu lernen.
Am Vokabellernen? Aber ich lerne doch schon ewig Vokabeln. Warum verstehe ich die Menschen trotzdem nicht????? – Das wirst du dich jetzt vielleicht fragen. Aber zuerst habe ich eine Frage an dich: Wie lange lernst du schon Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch? Vielleicht schon länger, aber das Problem „Ich verstehe nichts“ besteht trotzdem. Dann überdenke mal dein Vokabellernen und vergleiche deine Strategien beim Sprechen und Verstehen mit denen eines Muttersprachlers. Natürlich hast du nicht das Sprachniveau, aber dennoch kannst du dir einiges abschauen.
Schauen wir zuerst auf deine Vokabellisten …
Wie sehen deine Vokabellisten aus?
Sicherlich bestehen sie aus Einzelwörtern – und am Anfang hast du auch wenig andere Möglichkeiten, weil du die Zusammenhänge ja erst einmal herstellen musst. Wortverbindungen wollen gefunden werden, Satzstrukturen müssen gebildet und auch zusammengesetzt werden. Meist sind diese Liste auch noch tabellenartig angeordnet, links die Fremdsprache, rechts die Muttersprache. Und häufig werden einfach die Vokabellisten aus Büchern genutzt, ohne zu hinterfragen, ob man die Wörter für das tägliche Leben und den Beruf braucht. Die beliebteste Methode beim Vokabellernen, aber meiner Meinung nach auch die uneffektivste, ist das Abdecken. Ich lerne mit Flashcards – mein System dabei ist Memrise.
Was ist das Problem bei tabellenartigen Vokabellisten?
Nun gibt es allerdings viele Lerner, bei denen sich das mechanische Lernen auch nach Jahren des Lernens nicht ändert. Welche Gründe gibt es dafür? Zum einen ist es vielleicht die Gewohnheit: „Das habe ich schon immer so gemacht“, zum anderen kennst du vielleicht keine andere Methode: „Wie soll es denn sonst funktionieren?“. Also decken sie weiter ab, lernen ihre Einzelvokabeln und diese auch noch immer in der vorgegebenen Reihenfolge, sprechen nicht, wenden die gelernten Wörter nicht an, hinterfragen nicht die Zusammenhänge.
Diese Art von Lerner lassen sich leicht entlarven: Sie sprechen nicht in Sinneinheiten, sondern Wort für Wort, lesen sinnentstellend, suchen immer wieder nach Wörtern und machen Sprechpausen, wo keine hingehören. Das Sprechen klingt abgehackt, häufig versteht man nicht, was sie sagen. Bist du ein solcher Lerner?
Das ist aber nur die eine Seite.
Welche Probleme gibt es denn noch?
Diese Lerner übersetzen nämlich auch noch im Kopf alles Wort für Wort mit: beim Lesen, beim Sprechen, beim Hören. Es ist also vollkommen logisch, dass kein Sprech- oder Lesefluss in Gang kommen kann und dass du beim Zuhören den Faden verlierst, denn das alles dauert ja viel zu lange und lenkt vom eigentlichen Gespräch oder Text viel zu sehr ab. Man merkt bei diesen Lernern sehr schnell, dass sie in ihrer Muttersprache denken, denn sie übersetzen nicht nur sehr langsam, sondern benutzen auch noch die typischen Strukturen und vor allem die Satzstellung. Dann kommen Sätze wie: „I am gone yesterday in the cinema“ raus, was einen Muttersprachler natürlich extrem irritiert.
Es gibt aber noch ein weiteres Problem: das Hörverständnis.
Stell dir vor, ein Muttersprachler spricht dich an. Was passiert jetzt? Du fühlst dich unwohl, weil du bestimmte Wörter nicht verstehst – der Muttersprachler macht ja nicht deine gewohnten Sprechpausen, um dir die Zeit zum Nachdenken zu geben.
Dann kommt es zu einem Teufelskreis: Du überlegst, was das Wort wohl bedeuten könnte, konzentrierst dich nicht mehr auf die nächsten Sätze und verlierst den Zusammenhang, weil du nicht mehr zuhörst.
Irgendwann verstehst du dann tatsächlich nichts mehr, denn dir fehlt der komplette Zusammenhang. Und deine Aussage „Ich verstehe ja nie etwas“ bewahrheitet sich wieder einmal – wie so oft.
Das passiert nicht nur, wenn jemand ein Gespräch mit dir führt, sondern auch bei Fernseh- und Radiosendungen. Und dort hast du nicht einmal die Möglichkeit nachzufragen oder um Wiederholung zu bitten.
Was aber machen nun Muttersprachler anders?
1) Muttersprachler denken nicht in Einzelwörtern
Natürlich haben Muttersprachler ein anderes Sprachniveau als du, aber dennoch kannst du schon mit geringen Sprachkenntnissen anfangen, in Wortverbindungen zu denken.
Radiere also nicht verstandene Wörter einfach aus, konzentriere dich weiter auf den Satz und den Text.
Du wirst sehen, dass sich viele Lücken von selbst schließen und dass das nicht verstandene Wort dann im Nachhinein doch nicht so wichtig war wie zu Anfang gedacht.
Wenn dir das bei richtigen Unterhaltungen zu Beginn zu schwierig ist, dann übe das an Hörtexten. Diese kannst du immer und immer wieder abspielen und so versuchen, jedes Mal ein bisschen mehr zu verstehen.
2) Muttersprachler analysieren keine Grammatik
Wenn du einer Unterhaltung folgst, geht es nicht darum, gleichzeitig die Grammatik zu analysieren.
Es ist egal, warum diese oder jene Zeit verwendet wird, warum genau diese Präposition steht oder wieso nicht dieser oder jener Artikel richtig ist. Denkst du immer darüber nach, warum du in deiner Muttersprache den Konjunktiv II der Vergangenheit verwendest oder warum in diesem speziellen Fall die Präposition „auf“ richtig ist?
„Natürlich nicht!“, wirst du mir jetzt antworten. Muttersprachler konzentrieren sich auf das Textverständnis und lassen die Grammatik außen vor. Zum Üben von Grammatik stehen andere Textformen zur Verfügung.
3) Muttersprachler suchen keine Fehler
Wenn jemand mit dir spricht, geht es nicht darum, dass du feststellst, ob derjenige mal einen Fehler macht. Jeder Mensch, auch der Muttersprachler macht Fehler. Es gibt eine Statistik, die besagt, dass Muttersprachler täglich etwa 100 sprachliche Fehler machen (also falsche Formen verwenden, falsche Wortverbindungen kreieren und andere abenteuerliche Strukturen verwenden), ohne es zu merken. Die Fehler, die sie selbst verbessern, also (ich sehe dir … nein, dich) zählen da noch nicht einmal mit.
Warum also solltest du dann in der Fremdsprache perfekt sein? Konzentriere dich also nicht auf Endungen oder einzelne Formen, sondern auf die Bedeutung dessen, was gesprochen wird.
Was solltest du also tun, um Muttersprachler zu verstehen?
1) Konzentriere dich auf das Wesentliche beim Verstehen von Muttersprachlern
Was will dir dein Gesprächspartner eigentlich sagen? Was ist die Basisinformation?
Wenn es dir nur darum geht, dich über die Öffnungszeiten einer Apotheke zu informieren, dann sind sämtliche Informationen zum genauen Angebot, zu Krankheiten oder zur Parkplatzsituation in der Straße egal.
Wenn es nur um die Information geht, welches Thema eine Ausstellung im Stadtmuseum hat, dann interessiert nicht das Angebot des Souvenirladens oder der Eintrittspreis.
Wenn du wissen willst, wie viel die Kinokarte für einen bestimmten Film kostet, dann achtest du auch nur auf die Eintrittspreise und nicht auf die Anfangszeiten oder Inhalte von 10 anderen Filmen, die noch gezeigt werden.
Allen Situationen gemeinsam ist das Herausfiltern der Basisinformationen, ohne darauf zu achten, welche Informationen noch gegeben werden oder mit welchen blumigen Satzkonstruktionen der Autor/Sprecher die Informationen transportiert.
2) Fasse im Kopf zusammen
Wenn du dir eine Passage angehört hast und dir nicht sicher bist, ob du alles verstanden hast, dann fasse im Kopf noch einmal in deinen eigenen Worten zusammen.
Dies kann auch in deiner Muttersprache geschehen, wenn du sprachlich noch nicht so weit fortgeschritten bist.
Stelle dir am besten einen kleinen Spanier, Italiener, Franzosen, Engländer vor, dem du den Sachverhalt kurz erklären sollst. Etwa so, als würdest du beim Frühstück fragen, was denn in dem Zeitungsartikel steht, den er gerade liest. Da willst du auch nicht, dass er ihn dir vom Anfang bis zum Ende vorliest.
3) Fasse mündlich zusammen und erkläre es dem Muttersprachler
Frage deinen Gesprächspartner: „Habe ich das richtig verstanden?“ und erkläre es ihm nochmals.
So schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe: Du trainierst dein Hörverständnis und übst gleichzeitig das Sprechen. Außerdem lernst du, wichtige Informationen herauszufiltern und diese verständlich und kurzfristig zu präsentieren.
Dein Gesprächspartner will ja nicht zwei Stunden warten, bis du eine ausgearbeitete Präsentation vorlegen kannst.
Auch hier gelten die Regeln vom vorherigen Punkt, allerdings sprichst du die Zusammenfassung diesmal tatsächlich aus.
4) Steigere dich langsam
Höre dich ein. Fange mit einfachen Texten und Dialogen an und arbeite dich nach und nach voran.
Ebenso solltest du zu Beginn die Standardsprache hören und nicht gleich mit dem Dialekt des tiefsten Hinterlandes beginnen. Beim Lernen einer Fremdsprache ist es sowieso wichtig, sich erst einmal auf den Standard zu konzentrieren und dann die Nuancen zu lernen, die man am häufigsten benötigt. Wenn du also in die USA fahren willst und auch zu Hause häufig Kontakt zu Amerikanern hast, konzentrierst du dich auf das American English. Wie Australier oder Südafrikaner die Wörter aussprechen oder welche Wörter sie verwenden, sollte dich an der Stelle nicht interessieren.
So überforderst du dich nicht und hast immer wieder Erfolgserlebnisse.
5) Höre Texte immer wieder
Solltest du etwas nicht verstanden haben, höre die Textpassagen einfach nochmal an.
Bei Unterhaltungen mit Gesprächspartnern kannst du um Wiederholung bitten. Dafür bieten sich einige „Notfallsätze“ an wie „Könnten Sie bitte wiederholen?“ oder „Ich habe Sie nicht verstanden.“.
Bitte eventuell auch darum, dass das Gesagte mit anderen Worten wiederholt wird. Dann benimmt sich dein Gesprächspartner so, als hätte er den kleinen Italiener, Franzosen, Spanier oder Engländer von Punkt 2 gegenüber sitzen.
6) Schreibe dir die entsprechenden Notfallsätze auf
Stecke dir einen kleinen Zettel mit diesen „Notfallsätzen“ aus Tipp 5 in den Geldbeutel, so dass du bei Bedarf darauf zurückgreifen kannst. Das nimmt dir den Stress und entspannt. Solche Notfallsätze könnten sein:
Können Sie das bitte wiederholen?
Könnten Sie mir helfen?
Ich habe Sie leider nicht verstanden, sagen Sie das bitte noch einmal?
Wie sagt man …?
Können Sie bitte langsamer sprechen?
Sprechen Sie auch Deutsch oder Englisch?
Ich spreche leider noch nicht so gut …, aber ich möchte Ihre Sprache gerne lernen.
Entschuldigung, ich verstehe Sie nicht.
Entschuldigung, ich glaube, es gibt ein Problem.
Können Sie mir … erklären?
7) Übe mit Shadowing
Shadowing ist eine Technik, bei der du Gehörtes nach- oder mitsprichst. Dazu benötigst du einen relativ einfachen Hörtext und die passende Textversion dazu. Du spielst die Audioversion ab und sprichst das Gehörte nach oder mit. Dabei merkst du sofort, wann du eine andere Satzmelodie oder Betonung verwendest und ob du die Wörter richtig aussprichst. Das ist übrigens eine der besten Techniken zum Aussprachetraining, die ich kenne. Eine genaue Erklärung, wie sie funktioniert und wie auch schon Anfänger damit arbeiten können, findest du im Shadowing-Artikel.
8) Sprich mit den Menschen, sprich mit den Menschen, sprich mit den Menschen
Dieser Punkt muss wohl nicht weiter erklärt werden. Sprechen lernt man nur durch das Sprechen. Daher solltest du dir Menschen suchen, die deine Lernsprache sprechen, am besten Muttersprachler dieser Sprache. Du weißt nicht, wo du sie finden sollst? Das ist kein Problem, denn es gibt im Internet Facebook-Gruppen, aber auch beispielsweise die großartige Tandemseite Italki, auf der du Sprachpartner finden kannst. Auch internationale Organisationen wie das Italienische Kulturinstitut oder Sprachgesellschaften helfen weiter. Wirf auch mal einen Blick in meinen Artikel über Tandemseiten.
Natürlich gelten diese Tipps nicht nur für das Gespräch, sondern – zumindest teilweise – auch für das Lesen und Schreiben. Sprachen beschränken sich selten nur auf eine Fertigkeit.
Fazit und was du jetzt tun solltest:
Fange an, dich auf die Sprache einzulassen!
Höre zu, sprich mit den Menschen und freue dich an deinen Fortschritten!
Und am allerwichtigsten: Keine Panik!
Und wenn du regelmäßig übst und dir aktiv Sprechgelegenheiten suchst, dann kommen diese Fortschritte und Erfolge ganz von alleine.
Weitere Tipps gefällig? Die findest du in meinem Buch.
Und hier gibt es noch zwei Artikel zum Vokabellernen: hier und hier
Ich habe es erlebt, dass ein Teilnehmer, der sich in kürzester Zeit Englisch beibringen musste, mit einer Vokabelliste recht gut vorwärts gekommen ist.
Ich nutze meine Vokabelliste meist kombiniert mit Beispielsätzen. So umgehe ich zumindest, dass ich gleich die Übersetzung vor Augen habe und andererseits im „Notfall“ auch über den Kontext erschließen kann, was es für ein Wort sein könnte. Wenn ich den Beispielsatz nicht verstehe, dann ist er Schrott. Dann bitte ich Tandempartner um bessere Beispiele.
Na ja, Hauptsache, man versuchts überhaupt. 😉
Wenn die Vokabelliste für dich eine gute Lösung ist, dann bleibe unbedingt dabei. Nur weil ich kein Fan davon bin, heißt das ja nicht dass es für andere Menschen ebenfalls nicht geeignet ist. Außerdem machst du ja etwas mit deiner Liste – und darauf kommt es ja an! Die Kombination mit Beispielsätzen ist großartig – ich verwende dafür nur ein anderes System: Ich schreibe solche Dinge in ein Heft oder auf Karteikarten (nicht nur echte Karten, sondern auch virtuelle im Computer). Aber solange du mit deinem System gut zurechtkommst, ist es perfekt für dich.
Und was macht man mit den Vokabellisten? Sie überhaupt anzulegen ist oft schon „zu viel verlangt“.
Manch einer denkt gar, dass man gar keine Vokabeln lernen muss. Kann man ja alles schnell im Handy nachschlagen…
Ich bin kein großer Freund von Vokabellisten, es sei denn, sie werden angelegt, um sie danach gleich in den Vokabeltrainer einzugeben.
In Handy nachschlagen bringt nicht wirklich viel, denn sofort hat man das, was man nachschlägt, wieder vergessen. Es ist besser, ein gedrucktes Buch zu nehmen und die nachgeschlagene Vokabel „weiterzuverarbeiten“. Daher ist es eben wichtig, nicht jede Kleinigkeit nachzuschauen, sonst findet man kein Ende.
Online-/Handy-Wörterbücher sind sehr praktisch, aber nur zum „Schnell-mal-Nachschauen“, nicht zum Lernen. Eine Kombination aus beiden Methoden ist ideal.
Herzliche Grüße
Christine
Hallo Julia,
das „Lustige-Vokabeln-Würfeln“ kenne ich auch – und wegen der Ähnlichkeit zwischen Italienisch und Spanisch klappt es manchmal ganz gut!
Du hast ja auch Deinen Blog – falls Du mal Lust auf einen Gastartikel bei mir (und ich bei Dir, wenn Du magst) hast – melde Dich! Ich würde mich freuen!
Herzliche Grüße
Christine
Ja, das können wir ja für’s nächste Jahr gerne mal im Hinterkopf behalten und uns über Facebook kurzschließen. Ich muss grad erst noch ein bisschen meine Emotionen verpackt kriegen und die Feiertage überstehen. Aber grundsätzlich wäre es mir natürlich ein Fest 🙂 Lass uns da doch im neuen Jahr mal drüber sprechen, wie wir das umsetzen können.
In diesem Sinne erstmal schönes Fest und einen guten Rutsch, falls wir uns vorher nicht mehr lesen 🙂
Danke, dir auch. Und ein gemeinsames Projekt behalten wir auf jeden Fall im Auge. Herzliche Grüße Christine
„Diese Lerner übersetzen nämlich auch noch im Kopf alles Wort für Wort mit: beim Lesen, beim Sprechen, beim Hören.“
Oh jaaaa, das kenn ich von mir selbst noch sehr gut 😀 Als ich anfangs noch jedes zweite Wort im Wörterbuch nachgucken musste und Sprachnachrichten gefühlte 5-mal angehört hab und immer noch nicht alles verstanden hatte 🙂 Die Zeiten sind zwar vorbei, aber ich ertappe mich dennoch noch hin und wieder dabei, wie ich deutsche Satzstrukturen auf die italienische Sprache anwende. Erfahrungsgemäß kann ich aber sagen, dass einem das kein Muttersprachler übel nimmt. Im Gegenteil, sie freuen sich ja, dass man sich bemüht, ihre Sprache zu lernen. Egal ob sie im Gegenzug die eigene Muttersprache sprechen oder lernen, oder eben nicht. Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, bis ich die Hemmungen abgebaut habe, mich für Fehler nicht mehr zu schämen oder nachzufragen, wenn ich etwas nicht verstanden hab. Mittlerweile gehört das sozusagen zum Standardrepertoire… Genau wie Filme in der Lernsprache zu schaun oder Lieder anzuhören. Dialekte sind nochmal ’ne andere Hausnummer, aber oft reicht schon ein Blick und die Leute geben sich zumindest Mühe, es nochmal in der Standardsprache zu wiederholen. Die Angst, Fehler zu machen, gehört – zumindest für Perfektionisten wie mich – zu einer der am schwierigsten zu überwindenden. Es braucht einfach eine Weile, bis man sich in einer Fremdsprache so heimisch fühlt, dass man über eigene Fehler hinwegsehen kann – dabei hilft es ungemein, wenn das Gegenüber einem Zeit lässt für die Antwort und bestätigt, dass man verstanden wird, auch wenn nicht alles 100% korrekt ist. Das gibt viel Sicherheit. Dann kommt der Rest quasi von allein…
Hallo,
toller Kommentar von dir – das ist ja fast ein eigener Blogartikel!!! Vielen vielen Dank dafür.
Das stimmt tatsächlich – sobald man die Angst vor dem Fehlermachen abgelegt hat, spricht es sich (fast) von alleine. Und das Problem mit dem Perfektionismus kenne ich auch – ich glaube aber, das ist ein typisch deutsches Problem. Bei Ausländern, die Deutsch sprechen, finden wir solche Fehler ja immer sehr charmant, wir aber schämen und jahrzehntelang dafür, selbst wenn wir nur den Hauch eines Fehlers gemacht haben… Da nehme ich mich selbst nicht aus.
Komischerweise ist das bei aber von Sprache zu Sprache unterschiedlich: Im Italienischen und Englischen wurmt mich jede Kleinigkeit, im Spanischen und auch häufig im Französischen ist mir das egal, da sage ich mir: Wenn der Andere mich nicht versteht, ist das sein Problem… 😀 Nein, im Ernst: Ich mache im Spanischen noch unglaublich viele Fehler, allerdings ganz hemmungslos und ohne Scheu!
Herzliche Grüße
Christine
Hihi, ja, ich hab mich ein bisschen „ereifert“ 🙂 Hat mich halt sehr angesprochen der Artikel, und der zitierte Absatz im speziellen. Aber freut mich, dass Du dich freust 🙂
Ja, witzig, als ich an der Uni kurze Zeit mal Spanisch gelernt habe, waren mir die Fehler auch egaler, als im Englischen oder im Italienischen. Vielleicht liegt es auch daran, dass man ab der dritten Fremdsprache das Problem mit der eigenen Fehlerquote schon kennt und man es deshalb etwas entspannter sieht?! Oder daran, dass ja bspw. spanisch und italienisch (und im Endeffekt auch französisch) sehr ähnlich sind (ich hab im Spanischkurs lustiges Vokabeln-Durcheinanderwürfeln gespielt und irgendwann beschlossen, spanisch zu lernen, wenn ich italienisch besser kann, weil dann wenigstens die Grammatik schonmal fast abgehakt ist (auch ein Grund, warum ich gern holländisch lernen würde, aber das is n andres Thema)) und man sich selbst Fehler leichter verzeiht, weil man denkt: Stimmt, kenn ich ja aus der andern Sprache, nächstes Mal denk ich dran…
Das Problem meines Vorposters kenne ich auch, allerdings meistens, wenn mein Gegenüber ein niedrigeres Sprachlevel in der Fremdsprache hat als ich selbst. Da hab ich wirklich meine liebe Not mit. Ich downgrade mich selbst einfach ungern… 😀
In diesem Sinne: Ein Hoch aufs Fehlermachen! 😉
LG Julia
Bei mir ist es ehrlich gesagt umgekehrt: Muttersprachler verstehe ich im Allgemeinen prima. Erst wenn Nicht-Muttersprachler eine bestimmte Sprache sprechen (Franzosen zum Beispiel Englisch, oder Deutsche Englisch …), wird es schwierig …
Hallo,
da hast du natürlich auch recht, und mir ist auch aufgefallen: Je weiter weg die Lernsprache von der Muttersprache ist, desto schwieriger wird es, die Sprechenden zu verstehen. Siehe nur beispielsweise Chinesen oder Inder, die Englisch sprechen. Da muss man sich schon sehr konzentrieren…
Herzliche Grüße
Christine