Im ersten Teil der Serie ging es um die Ziele, im zweiten Teil um das Lerntagebuch. Außerdem habe ich dir die Regeln eines Lernplanes aufgezeigt und dir eine Hausaufgabe gegeben.
Heute soll es also um das die Vorteile und das detaillierte Aufstellen eines Lernplanes gehen. Außerdem zeige ich dir, wie du kreativ deine gesammelten Aufgaben auch außerhalb deines Lernplanes weiterverwenden kannst, wenn die Motivation mal nachgelassen hat.
Gründe für die unterschiedlichen Termine im Lernplan
Im letzten Artikel habe ich dir schon die Gründe für die unterschiedlichen Längen und die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade der einzelnen Aufgaben aufgezählt. Diese waren:
- Du hast nicht jeden Tag gleich viel Zeit.
- Du machst nicht jede Arbeit gleich gerne.
- Du beherrscht nicht jede Fähigkeit gleich gut.
- Du möchtest nicht jeden Tag das gleiche Programm abspulen.
- Du hast gute und schlechte Tage.
Anschließend gab es noch die Hausaufgabe, eine Liste mit Tätigkeiten zu schreiben, die in der Sprache erledigt werden müssen. Dabei solltest du darauf achten, dass die Arbeiten sehr spezifisch ausformuliert wurden, also beispielsweise „Podcastfolge 25 des Podcasts … hören“ oder „Artikel auf Seite 64 der Zeitschrift … lesen“. Vielleicht hast du sogar die Zeit gestoppt? Denn dann wird es für dich noch einfacher, die Tätigkeiten einzuordnen!
Was sind die Vorteile eines Lernplanes?
- Indem du deine Lerninhalte in deinen Lernplan einträgst, beschäftigst du dich regelmäßig mit neuen Inhalten. Schließlich planst du ja deine neuen Lerninhalte genauso ein wie deine alten.
- Du stellst sicher, dass du alte Lerninhalte regelmäßig wiederholst. Durch die längerfristige Planung rutschen dir keine Lerninhalte durch, und du kannst Lerninhalte in für dich optimalem Zeitabstand wiederholen. Nutze hierfür das Spaced Repetition System – die erste Wiederholung nach 1 Tag, die zweite nach 3 – 4 Tagen, die dritte nach zwei Wochen, die vierte nach 2 – 3 Monaten, die fünfte nach einem halben Jahr. Natürlich variieren diese Wiederholungsabstände je nach Lerninhalt – und wenn du dann auch noch Computerprogramme und Apps für das Lernen und die Wiederholungen einsetzt, musst du dich noch nicht einmal um die Organisation kümmern
- Dir wird nicht so schnell langweilig. Du kombinierst nämlich intelligent neue und alte Lerninhalte, ebenso verschiedene Fertigkeiten, verschiedene Schwierigkeitsgrade und verschieden lange dauernde Tätigkeiten. Das macht dein Lernen extrem abwechslungsreich.
- Du kümmerst dich um alle Fertigkeiten und vernachlässigst nichts. Lerner – auch ich – neigen nämlich normalerweise dazu, die Aktivitäten, die sie nicht gut können oder nicht gerne machen, hintenan zu stellen und zu „vergessen“. Bei einem Lernplan passiert das nicht so leicht. Lege die Einheiten je nach deinem Bedarf fest – dabei orientierst du dich an deinen Zielen. Willst du in deiner Lernsprache sprechen? Dann musst du viel sprechen. Willst du Bücher lesen? Dann ist „Lesen“ deine Priorität. Grundsätzlich gilt: Lerne das am häufigsten, was du brauchst.
- Du kannst gezielt an deinen Schwächen arbeiten. Diese Strategie ist dann nützlich, wenn du dich in allen Fertigkeiten ausbilden möchtest. Dann wird das, was du am wenigsten kannst, am häufigsten geübt.
- Du sparst auf Dauer viel Zeit. Wenn du dagegen von Tag zu Tag festlegst, was du lernen möchtest, dann bist du täglich minutenlang damit beschäftigt, deine Lerneinheiten zu planen. Besser ist, du planst eine Woche oder länger im Voraus. Du kannst dann nämlich, nach einem Blick auf deinen Lernplan, sofort anfangen zu lernen. Dadurch sparst du viel Zeit bei der Organisation ein und nutzt deine dir zur Verfügung stehende Zeit maximal aus.
- Wenn du Probleme hast, mit dem Lernen anzufangen, weil du nicht genau weißt, was zu tun ist, dann ist ein Lernplan Gold wert. Wenn du nämlich normalerweise mangels Übersicht mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen hast und jedes Mal erst Kaffee kochst, die Küche putzt oder eine Datensicherung auf deinem Computer machst, dann brauchst du solche Ersatzhandlungen ab sofort nicht mehr. Ab sofort schaust du nur noch auf deinen Plan und weißt sofort, was zu erledigen ist.
Wie du einen Lernplan erstellst
Plane dir drei bis fünf Lerneinheiten pro Tag ein. Das bedeutet nicht, dass du drei- bis fünfmal pro Tag lernen sollst – das ist vermutlich im Alltag kaum zu schaffen -, sondern dass du drei bis fünf verschiedene Lerntätigkeiten ausführst, gerne auch hintereinander.
Du hast ja dein Ziel festgelegt. Ab jetzt ist wichtig: Bis wann willst du dieses Ziel erreichen? Wie viel Zeit pro Tag oder Woche kannst und willst du investieren? Möchtest du jeden Tag lernen oder brauchst du zwischendurch auch einmal einen Tag Pause? Beachte dabei, dass das Lernen zu deinem Leben passen muss und nicht umgekehrt.
Grundsätzlich solltest du natürlich täglich etwas lernen und wiederholen, aber wenn dir das zu viel Aufwand ist, dann plane jeden zweiten Tag ein. Es dauert dann zwar länger, bis du dein Ziel erreichst, aber wichtig ist, dass du dich nicht überforderst.
Ein konkretes Beispiel:
Nehmen wir jetzt ein konkretes Beispiel: Du möchtest in einem halben Jahr nach Spanien reisen und möchtest nicht nur die gängigen Urlaubssituationen bewältigen, sondern auch mit deinen Tandemfreunden Alltagsgespräche führen. Dein täglicher Zeitaufwand – den du selbst festlegst – liegt jetzt bei 30 Minuten, ein Tag pro Woche ist frei.
Du planst also 6 Lerneinheiten pro Woche, eine Einheit hat 30 Minuten. Wenn du jetzt alle vier Fertigkeiten Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen trainieren möchtest, solltest du während deiner 6 Einheiten beispielhaft folgende Einteilung vornehmen:
Vorab noch eine Information:
Vokabeln lernen und wiederholen steht täglich auf dem Programm. Ich selbst nutze dafür Memrise, eine Vokabelapp. Diese App gibt mir meine zu wiederholenden Vokabeln vor, ich kann mein Tagesziel einstellen und arbeite täglich (schon seit April 2015 ohne eine einzige Unterbrechung) das Tagesziel ab. Wenn nicht genügend Wiederholungsvokabeln fällig sind, dann nehme ich neue Vokabeln dazu. Ich setze also auf eine App, weil ich mich nicht selbst um die Organisation kümmern muss. Eine weitere Option hierzu ist Babbel. In diesem Artikel findest du nähere Informationen.
Jetzt brauchst du deine Liste, die du erstellt hast: Wie viele Lernaktivitäten hast du gefunden? Welche Fertigkeiten decken die Aktivitäten ab? Verteile diese Tätigkeiten gleichmäßig auf die Woche, achte dabei auf die Abwechslung und vor allem darauf, dass du jeden Tag eine Tätigkeit mit einplanst, die du wirklich gerne machst.
Jetzt also die Einteilung für eine Beispielwoche:
Montag:
Vokabeln wiederholen/lernen, einen spanischen Text oder Dialog laut lesen, den Dialog einige Male anhören und vielleicht noch mit der Shadowing-Methode einüben.
Dienstag:
Vokabeln wiederholen/lernen, einige spanische Sätze selbst schreiben, mit deinem Tandempartner aus Madrid oder Sevilla 20 Minuten sprechen
Mittwoch:
Vokabeln wiederholen/lernen, im Auto oder bei der Hausarbeit ein spanisches Hörbuch oder Podcasts anhören, einen kurzen spanischen Text übersetzen. Kleiner Tipp: Wenn du erst einen Text von der Fremdsprache in die Muttersprache übersetzt und am nächsten Tag wieder zurück, brauchst du niemanden, der dir deine Texte korrigiert.
Donnerstag:
Vokabeln wiederholen/lernen, in einem spanischen Buch oder einer Zeitschrift lesen, ein Kapitel laut lesen, im Internet ein bisschen auf spanischen Seiten stöbern.
Freitag:
Vokabeln wiederholen/lernen, eine Mail an eine spanische Freundin schreiben, eine spanische Grammatikstruktur einüben (vielleicht eine, die dir diese Woche dein Tandempartner erklärt hat?)
Samstag:
Vokabeln wiederholen/lernen, ansonsten Pause (es sei denn, du hast Zeit und Lust, etwas zu tun)
Sonntag:
Vokabeln wiederholen/lernen, einen Film in Spanisch anschauen, ein Gespräch mit deinem Tandempartner aus Madrid oder Sevilla führen, einige Seiten in deinem spanischen Buch lesen
Du siehst also, dass du täglich einige Kleinigkeiten erledigst. Diese Kleinigkeiten wechseln sich während der Woche immer wieder ab, kein Tag gleicht dem anderen. Dadurch bleibt dein Lernen sehr abwechslungsreich, du machst Fortschritte und übst alle Fertigkeiten gleichmäßig ein.
Eine Regel ist allerdings wichtig: Lasse niemals zwei Lerneinheiten hintereinander ausfallen. Routinen und Gewohnheiten sind nämlich wichtig – und du wirst sehen, dass das Lernen in deinem Alltag immer selbstverständlicher wird, sobald du dich daran gewöhnt hast.
Bist du der visuelle Typ oder eher nicht?
Wenn du ein visueller Lerntyp bist, dann unterlege doch deinen Plan mit Farben, zum Beispiel rot, gelb, grün und blau für die vier Fertigkeiten Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen. Du findest hier einen Lernplan-Vordruck mit Farbkennung, damit sind deine Lerneinheiten schon ein bisschen strukturiert.
Wenn du lieber ohne farbliche Zuordnung planen möchtest, dann findest du hier einen Lernplan-Vordruck ohne Farbkennung.
Die elektronische Lösung
Selbstverständlich – und das ist für mich persönlich die beste Lösung – kannst du deinen Lernplan auch mit Organisationsprogrammen erstellen. Ich finde, dass Trello dafür sehr gut geeignet ist, aber auch Evernote oder andere Programme eignen sich.
Trello ist für mich großartig, weil ich in diesem Programm Checklisten einfügen kann und meine erledigten Lerneinheiten einfach abhaken kann. Ich kann außerdem Karten kopieren und muss nicht jede Woche komplett neu schreiben. Zudem gefällt mir an Trello die farbliche Gestaltung und die Möglichkeit, meine erstellten Karten hin- und herzuschieben.
Deine Lernaktivitätenliste
Wirf jetzt aber deine Lernaktivitätenliste nicht weg! Sie wird dir noch gute Dienste leisten.
Möglichkeit 1:
Wenn du neue Lernaktivitäten ausprobierst, nimm sie in deine Lernaktivitätenliste auf, am besten mit einer Zeitangabe. So kannst du die nachfolgenden Wochen noch abwechslungsreicher planen.
Möglichkeit 2:
Nutze deine Lernaktivitätenliste immer dann, wenn du unerwartet mehr Zeit zum Lernen hast. Nimm in solchen Fällen die Liste zur Hand, schaue sie durch und suche dir passende Aktivitäten aus.
Möglichkeit 3:
Eine Lernaktivitätenliste kann noch auf höchst unkonventionelle Weise genutzt werden. Dazu schreibst du jede Lernaktivität auf einen kleinen Zettel. Diese Zettel faltest du einzeln zusammen und wirfst sie in ein Schraubglas oder eine Dose mit Deckel. Du mischst alles gut durch und ziehst dir täglich eine, zwei oder mehrere Aufgaben – und egal was du gezogen hast: Was auf dem Zettel steht, wird erledigt. Nach der Erledigung faltest du den Zettel wieder zusammen und steckst ihn wieder in die Box. So bringst du auch noch spielerische Elemente in dein Lernen.
Fazit
Ein Lernplan wird dir auf jeden Fall gute Dienste beim Lernen erweisen und dir auf lange Sicht viel Zeit und Nerven ersparen. Du sparst dir nicht nur viel Zeit bei der Organisation, sondern kommst auch nicht so leicht von deinem Weg ab, weil ja deine Lerneinheiten vorgeplant werden. Bei spontanem Lernen sieht es da schon anders aus. Auch bei einem Lernplan kannst du flexibel bleiben: Plane einfach nicht 5 Einheiten pro Tag, sondern nur 4 und ergänze die restliche Zeit nach deiner persönlichen Präferenz an diesem speziellen Tag. Du liest heute lieber als dass du dir einen Podcast anhörst? Dann nimm dein Buch zur Hand. Du hast keine Lust zu schreiben, aber dein Tandempartner hat angefragt, ob du Zeit hast, mit ihm zu sprechen? Dann nichts wie an den Computer und sich in Skype eingeloggt! Schließlich ist ein bisschen Spontaneität nur gut beim Lernen, sofern die Grundrichtung stimmt!
Viel Spaß beim Planen und Lernen!
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